Trolliger geht's nicht Empfehlung

Trolliger geht's nicht

Spätestens seit der Serie „Die Kirche bleibt im Dorf“ liebt das Publikum den schwäbischen Mikrokosmos.

Nun kommt zu der in Ober- und Unterrieslingen spielenden Familienfehde noch eine schwarze Komödie hinzu: „Für eine Handvoll Trollinger“, so der Titel des neuen Programms von Werner Koczwara. Ein Rieslingen muss im Schwäbischen natürlich ein Trollingen nach sich ziehen. Und so ist bereits die Ortswahl ein Volltreffer.

Wie der Gmünder Kabarettist die Geschichte entwickelt, ist voll und ganz eines im wahrsten Sinne des Wortes Altmeisters dieser Disziplin würdig: Eine Pointe jagt bei dem Sechzigjährigen die nächste. Die Geschichte beginnt ganz dörflich und überschaubar in den Nachkriegsjahren, in denen die Klamotten noch aufgetragen wurden. Zerrissene Hosen? „Wir waren unserer Zeit weit voraus.“ Das gleiche gilt fürs Essen, das damals weitgehend frugal gewesen sei: „Wir dachten ‚arme Sau‘ – dabei waren wir Veganer!“

Doch die großen Unterschiede kommen schneller als gedacht, dann nämlich, als Koczwaras Parade-Trollinger langsam zum Mann wird: „Das war noch eine Pubertät!“ In Zeiten, in denen bereits das Wort „Damenunterwäsche“ zum Zusammenbruch des Hormonhaushalts führte, habe man sich ganz behutsam durchs Schlüsselloch dem Thema angenähert.

Irgendwann ist der Knabe gereift und der Blick weitet sich. Originale wie der Körner-Willi – es folgt ein Exkurs zu „The beginning of Seitenbacher" – treten auf, und WvF, die sich als die Witwe vom Franz herausstellt. Eine ganz eigene Spezies sind die Tler, angefangen bei T7, was etwas mit den sieben Todsünden zu tun hat, auch das ist eine Geschichte für sich.

Irgendwann im Laufe des kurzweiligen Abends ist die Hand voll mit Trollingern. Das Dorf hat zwischenzeitlich zwar keinen Supermarkt, aber ein Krematorium bekommen, was immerhin auch ein sozialer Brennpunkt ist. Und der Trollinger Protagonist hat erfolgreich acht Semester Witz und Humor studiert – auch über diese Kostproben lacht das ergebene Publikum Tränen. Was nun kommt, ist eine wahre Höllenfahrt, mit besoffenem Tod und anderen Widrigkeiten. Die Geschichte kulminiert in einem Kasperletheater, das nicht gut endet, denn alle fünf Trollinger landen in der Klapse.

Als Zugabe gibt es schwäbische Redensarten, die ebenso derb wie genial sind, und so arm an Konsonanten wie sonst nur die Sprache in einem serbokroatischen Bergdorf: Kostprobe gefällig: „I han mr vrlupft“, oder „Dr Doggdr ond d’Doggdere“. Den juristischen Programmen des in diesem Jahr mit dem Baden-Württembergischern Kleinkunstpreis ausgezeichneten Satirikers weinte an diesem Abend definitiv keiner nach. Zu was wird dieser Mann erst "für ein paar Trollinger mehr" fähig sein?

mar 

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