Von Mäusen und Menschen Empfehlung

Mitte v.l.: Frank Ehrhardt (Tully Bascomb), Marietta Meguid (Benter), Nina Mohr (Herzogin Gloriana XII.), Martin Theuer (Graf Mount Joy); links v.l.: Ognjen Koldzic, Franziska Pößl, Vera Maria Schmidt Mitte v.l.: Frank Ehrhardt (Tully Bascomb), Marietta Meguid (Benter), Nina Mohr (Herzogin Gloriana XII.), Martin Theuer (Graf Mount Joy); links v.l.: Ognjen Koldzic, Franziska Pößl, Vera Maria Schmidt Fotos: Patrick Pfeiffer

Der Satireklassiker "Die Maus, die brüllte" gefällt als praller multimedialer Bilderbogen in der Aalener Stadthalle.

Wer „Die Maus, die brüllte“ auf die Bühne bringt, kommt an Peter Sellers nicht vorbei. Der große britische Komiker hat in der 1959 uraufgeführten Satire über den Kalten Krieg nicht nur in drei Rollen geglänzt; Sellers hat auch der bösen Kubrick-Satire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ zum Erfolg verholfen.

    An dieser bombigen cineastischen Tradition kann Falk Rößler in seiner Inszenierung des Stückes für die Württembergische Landesbühne Esslingen nicht vorbei. Er hat sich deshalb der Dienste der hochbegabten jungen Filmemacherin Annika Pinske versichert. Sie schäumt förmlich über vor Zitierlust in den Sequenzen, die sie auf die Leinwand bringt. Das macht auch dem Publikum in der Aalener Stadthalle viel Laune. Zumal die großen bewegten Bilder die kleine Guckkastenbühne, in der sich das Leben des Mini-Herzogtums Groß Fenwick abspielt, noch herunterformatieren.

    Eigentlich ist es eine Puppenstube, in der die junge Herzogin Gloriana XII. in Gestalt der resoluten Nina Mohr über ein optisch irgendwo in einer mittelalterlichbarocken Zeit angesiedeltes wunderliches Völkchen herrscht. Und eigentlich sind sie zu groß für diese kleine Welt, weshalb sie sich dauernd bücken müssen; selbst die kleinen wie der betagte Graf Mountjoy, den Martin Theuer mit selbstgefällig aufgeblasener Attitude zeichnet. Schließlich erklären sie ja den USA den Krieg, weil die Supermacht ihren Superwein kopiert und mit Dumpingpreisen die Haupteinnahmequelle des Herzogtums zum Versiegen bringt.

v.l. Franziska Pößl (Norma Hellsfield), Frank Ehrhardt (Tully Bascomb), Marietta Meguid (Benter), Nina Mohr (Herzogin Gloriana XII.), Martin Theuer (Graf Mount Joy) 

    Also, es geht drunter und drüber, auf der Leinwand und in der Puppenstube. Handfester Slapstick trifft auf Pseudomelodram, das kleine gallische Dorf (Groß Fenwick liegt ebenfalls auf französischem Territorium) auf die spinnenden Amis; die trotteligen Ritter der Kokosnuss auf  die ebenso trottelige Weltmacht. Manchmal rasselt das wie die Blechbüchsenarmee aus der Augsburger Puppenkiste.

Das Labor der Nuklearwissenschaftlerin Prof. Kokintz mit der wie aus der Stummfilmära importiert wirkenden Stephanie Biesolt ist Frankenstein tauglich.

     Bombastsound, Slowmotion, auf der Leinwand und real im Saal – und noch ein Gag, der die Großen der Welt zu Marionetten in der Hand der Groß Fenwicker macht – weil sie die teuflische Q-Bombe erbeutet haben.

    Wenn man diesem munteren Treiben einen Vorwurf machen kann, dann den, es mit dem Guten übertrieben – und damit Wasser in den Premium-Wein geschüttet zu haben. 

-uss        

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