Dreyer-Konzert eine schöne Würdigung Empfehlung
- geschrieben von -uss
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Vor 200 Jahren ist der Ellwanger Komponist und Kantor an der Stiftskirche Johann Melchior Dreyer gestorben. Mit einem Chor- und Orchesterkonzert hat die Musikschule am Sonntag an ihren Namensgeber erinnert.
Die Musik aus Dreyers Feder, die der Stiftschor und das Orchester der Musikschule zusammen mit vier Gesangssolisten unter der Leitung von Benedikt Nuding dargeboten haben, hat gut in den barockisierten Raum der romanischen Basilika gepasst. Verwurzelt noch im Barock und doch schon hörbar unterwegs auf dem Weg in die Klassik.
Eröffnet hat das Konzert im voll besetzten Gotteshaus das Orchester mit der Symphonie D-Dur op. 13 Nr. 1. Eine seiner zwölf Sinfonien, die bereits seinen ausgeprägten Sinn für eingängigen Wohlklang verrät. Die 21 Musikerinnen und Musiker interpretieren die vier Sätze mit frischem Zugriff, leuchten das Andante mit Empathie aus und lassen im abschließenden Allegro molto die Funken sprühen.
Als Hauptwerk dieser Hommage an den einstigen Stiftsorganisten führt sein gegenwärtiger Nachfolger die „Missa solemnis op. 6 Nr. 1“ auf. Im Gegensatz zu seinen kurzen und einfach auszuführenden „Land“- oder „Ruralmessen“ ließ Dreyer diese Komposition auf dem Titelblatt als „solennis“ - als besonders feierlich und ausgearbeitet - bezeichnen, wie das Programmblatt verrät.
Obwohl der Stiftschor nur um fünf Köpfe stärker als das Orchester ist, hat er kein Problem, sich gegenüber den Instrumentalisten zu behaupten. Das liegt auch an Benedikt Nudings sicherer, klarer Leitung, die für klangliche Ausgewogenheit sorgt. Schon das schwungvoll angegangene „Kyrie“ zeigt den Willen des Komponisten ein differenziertes, melodisch anspruchsvolles Werk zu schaffen.
Monika Willand hat als Gastgeschenk ein Autograph Dreyers mitgebracht. Ihre Nachfolger in der Leitung der Musikschule sind ebenfalls mit dabei: (v.l.) Moritz von Woellwarth, Ulrich Widdermann und Urban Weigel.
Das Gloria mit seinen vier Kernaussagen steht ganz im Zeichen der Sopranistin Constanze Seitz, deren makellose Koloraturen den riesigen Raum durchdringen wie ein Sonnenstrahl dichte Wolken. Ähnlich intensiv im Ausdruck das Credo, das Glaubensbekenntnis. Im Benedictus lässt Reinhard Krämer die großen Register der Orgel außen vor in schon behutsamer Zwiesprache mit der Solistin. Im Agnus Dei hat der Bass Kai Preußker Gelegenheit sein Stimmvolumen in klarer Diktion auszuspielen, bevor er zusammen mit Constanze Seitz, der Altistin Hannah Weber und dem Tenor Roger Gehrig das abschließende Quartett anstimmt.
Im Rahmen des Konzerts hat der Leiter der Musikschule, Urban Weigel, seine Vorgänger Monika Willand, Ulrich Widdermann und Moritz von Woellwarth zum Gruppenbild um sich versammelt. Weigel hatte zu Beginn auch in Leben und Werk Dreyers eingeführt. Als Sahnehäubchen des Abends hat Frau Willand der Musikschule ein Autograph (ein handschriftliches Dokument) von Johann Melchior Dreyer geschenkt. Der Applaus am Ende von 80 intensiven Minuten im Gedenken an einen wichtigen Ellwanger Musikschaffenden war hochverdient.
Wolfgang Nußbaumer
(18.11.2024)