Ganz nah dran an Suzanne Empfehlung

  • geschrieben von 
  • Gelesen 759 mal
Die Französin Emma-Lisa Roux, der Amerikaner mit dänischen Wurzeln Joel Frederiksen und die deutsche Gambenvirtuosin Hille Perl. Die Französin Emma-Lisa Roux, der Amerikaner mit dänischen Wurzeln Joel Frederiksen und die deutsche Gambenvirtuosin Hille Perl. Foto: -uss

Was für eine Stimme. Was für ein wärmender Bass. Bei Joel Frederiksen sind die Songs von Leonard Cohen gut aufgehoben. Der Meinung ist auch das Publikum beim Konzert des „Ensemble Phoenix Munich“ Sonntagabend in der Villa Stützel in Aalen.

   Doch sind es nicht nur die Lieder des 2016 gestorbenen kanadischen Multikünstlers, die das Quartett unter der Überschrift „A Day with Suzanne“ in ausgesprochen edlen Arrangements interpretiert. Das eigentliche Mysterium dieses Konzerts ist, wie Frederiksen, die junge Sopranistin Emma-Lisa Roux, die Gambenprofessorin Hille Perl und der Gambist Domen Marincic die Cohen-Songs in französische Chansons der Renaissance einbetten. Wie gleich zu Beginn „Suzanne“ in „Susanne un jour“ von Orlando di Lasso. Das klingt so selbstverständlich, als ob sie zusammen entstanden wären. Zeitlos seien sie tatsächlich, wie der Leiter des Ensembles darlegt.

   Und dieses Strickmuster trägt. „A Thousand Kisses Deep“ vermählt sich mit „Un jour l’amoureuse Sylvie“ von Pierre Guédron, der von 1570 bis 1620 gelebt hat. Deutlich älter „Adieu mes amours“ des franko-flämischen Komponisten Josquin des Prez, das die Gruppe in den „Famous Blue Raincoat“ hüllt. Fällt da der Abschied leichter? „Dance Me to The End Of Love“ findet in der hinreißend auf der Laute von Emma-Lisa Roux gezupften Prelude und Pavane und der Galliarde von Pierre Attaignant die passende Umgebung. Die Lauten sind zwar eher für die leisen Töne gebaut; zusammen mit den beiden Violas da Gamba können sie wie im vor der Pause abschließenden „Devil the Care“ kräftig auftrumpfen.

   Zwischen einer französischen und einer englischen Nachtigall fühlt sich der Vogel auf dem Draht („Bird on the Wire“ ausgesprochen wohl. „Le Phoenix“ steigt dann hoch zur Sonne und sagt noch „So long, Marianne“ - zum Weinen schön. Was könnte zu Cohens Epos „Hallelujah“ passen, hat der aus den USA stammende Laute spielende Bassist überlegt. Und ist bei dem „Hallelujah“ aus „The Evening Hymn“ des Engländers Henry Purcell fündig geworden. Das fließt im Zusammenspiel mit seiner jungen Kollegin wieder betörend zusammen.

   Für den herzlichen Applaus bedankt sich das Ensemble mit Cohens „Who By Fire“ und dem englischen Volkslied „Scarborough Fair“. 

Wolfgang Nußbaumer   

(23.09.2024)

Nach oben

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.