Klangvoll in allen Lagen Empfehlung

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Ulrich Widdermann und Kantor Benedikt Nuding musizieren gemeinsam auf der Empore der Basilika. Ulrich Widdermann und Kantor Benedikt Nuding musizieren gemeinsam auf der Empore der Basilika. Foto: -uss

Der Geiger Ulrich Widdermann ist sich sicher. Würde man die Violine, auf der er in der Basilika in Ellwangen gespielt hat, einem Italiener des 18. Jahrhunderts zuschreiben, kämen bei niemandem Zweifel auf.

    Tatsächlich hat die Geige der hiesige Instrumentenbauer Benedikt Wagner gefertigt. Im Zusammenspiel mit dem Organisten Benedikt Nuding hat der Lehrer an der Ellwanger Musikschule das kostbare Stück in Werken von Georg Friedrich Händel, Hermann Schroeder und Josef Gabriel Rheinberger zum Klingen gebracht. Nach vielen Jahrzehnten im Dornröschenschlaf zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit. Was für ein warmer, voller Klang erfüllt in allen Lagen den barocken Raum.

   Beides wie geschaffen für Händels Sonata D-Dur. Auf der Basis der dezent registrierten Orgel kostet Widdermann oben auf der Empore über den rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern in den vier Sätzen mit virtuosem Spiel die Möglichkeiten des Instruments voll aus. Prägnant rhythmisiert das Allegro, und ein melodisches Juwel das Larghetto, dessen tiefen Gehalt der Geiger nach allen Regeln der Kunst auslotet.

   Dem neoklassizistischen Stil verbunden, hat der Komponist und Kirchenmusiker Hermann Schroeder 1938 sein „Präludium, Kanzone und Rondo“ geschrieben, und damit auch in diesem Konzert für eine andere „Tonalität“ gesorgt. Eine gelungene Zäsur, um die Ohren für „Sechs Stücke op. 150“ des Orgelprofessors Josef Gabriel Rheinberger zu öffnen. 1901 gestorben, wurzelte der Komponist weniger in der Romantik als in der Klassik. Das hört man auch den sechs Stücken an, die mit frischen Orgelgirlanden beginnen und in ein harmonisches Miteinander mit dem Streicher münden. In der „Gigue“ legen die Beiden ein ordentliches Tempo vor bis zum wohlklingenden Schlussakkord. Trotz Rheinbergers Faible für die Königin der Instrumente musizieren Orgel und Violine gleichberechtigt und schaffen in der finalen „Ouvertüre“ noch ein orchestrales Klangerlebnis.

   Für den Beifall aus dem Kirchenschiff bedanken sich Ulrich Widdermann und Benedikt Nuding mit Bachs „Air“. Fazit nach dieser Begegnung mit der Wagner-Geige: Für ein beseeltes Spiel braucht’s ein beseeltes Instrument. 

Wolfgang Nußbaumer   

(15.05.2024)

            

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