Dramatisches Musiktheater - der „Elias“ Empfehlung

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Chorleiterin Mirjam Scheider hat das musikalische Geschehen wie immer sicher im unaufdringlichen Griff. Chorleiterin Mirjam Scheider hat das musikalische Geschehen wie immer sicher im unaufdringlichen Griff. Fotos: -uss

Der erste konzertante Höhepunkt im Jubiläumsjahr des vor 200 Jahren gegründeten Oratorienchors Ellwangen ist die Aufführung des Oratoriums „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy in der Stadtkirche gewesen.

   Nach ergriffenem Durchatmen hat das Publikum mit einem Beifallssturm gedankt.

   Ziehen wir vorneweg gleich Bilanz dieses denkwürdigen Abends. Mehr Ausgewogenheit in Klang und melodischem Miteinander zwischen Chor, Orchester musica viva und Gesangssolisten ist kaum vorstellbar. Das ist entscheidend der Chorleiterin Mirjam Scheider zu verdanken. Erstens hat sie auf bewährte Kräfte gesetzt; und diese zweitens auf dieses Projekt mental eingeschworen. Anders lässt sich die Wirkung dieser vielfältigen Musik von erhabener Schönheit nicht erklären. Ihre Spannung ergibt sich aus der Geschichte des Propheten. Er wendet sich gegen den Baalskult und die Vielgötterei, und preist stattdessen den einen Gott Jahwe. Dafür will ihn die herrschende Königin umbringen lassen. Doch zunächst steht die Sorge um eine drohende mehrjährige Wasserknappheit im Vordergrund. Elias indes schafft das „Regenwunder“. Gelegenheit für den Komponisten, die (im aktuellen Fall) rund 50 Sängerinnen und 20 Sänger einen der wuchtigen, emotional durchglühten Chöre anstimmen zu lassen, die neben den Solisten das Oratorium prägen.

   Der Bariton Daniel Raschinsky in der Rolle des Propheten eröffnet das dramatische Geschehen mit seinem von den Blechbläsern entsprechend begleiteten abgrundtiefen Fluch „So wahr der Herr“, bevor ebenfalls in Moll das Orchester die Ouvertüre spielt. Ein kollektiver Aufschrei das „Hilf, Herr!“ des Chores - und der vielversprechende Auftakt eines großen Musiktheaters mit ausgeprägt opernhaften Zügen. Dazu passt die tief berührende Arie des mit einer den Kirchenraum füllenden Stimme gesegneten Tenors Christian Wilms „So ihr mich von ganzem Herzen suchet.“

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   In diesem Oratorium spielt Mendelssohn-Bartholdy auf der ganzen Klaviatur seiner scheinbar unbegrenzten Fähigkeiten. Zwischen die packenden Chöre, die drängenden Rezitative und hochmelodischen Arien wird ein - in dieser Aufführung mit lokalen Kräften (Irmela Ammann, Agnes Ullmann, Sebastian Tobias, Gregor Schuler) verstärktes -  Doppelquartett platziert, das mit beseelter Würde intoniert; reinsten Wohlklang beschert das ätherische Quartett „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“; und einfach hinreißend in seiner a capella-Süße das Terzett „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“, bei dem auch die Dirigentin Mirjam Scheider mitsingt.

   Schwärmen darf man auch von der glockenreinen Arie „Höre Israel“ der Sopranistin Tabea Schmidt, der traurig-resignativen Raschinsky-Arie „Es ist genug“  und der dramatischen Gestaltungskraft der Altistin Seda Amir-Karayan („Sei stille dem Herrn“). Richtig die Muskeln spielen lässt der Chor nochmals in „Und der Prophet Elias brach hervor wie ein Feuer“, bevor die Geschichte in einem mild strahlenden Schlusschor endet.  So viel beglückte Freude unter den Mitwirkenden, die man als Zuhörer mitempfinden darf, hat man selten nach einem Konzert erlebt.

 

Wolfgang Nußbaumer      

(06.05.2024)

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