Farbenreiche musikalische Palette

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Das Fauré Quartett bei seiner Zugabe. Das Fauré Quartett bei seiner Zugabe. Foto: Schloss Kapfenburg / Sibylle Bönsch

„Perlen der Kammermusik“ hat das Programm des Fauré Quartetts für sein Konzert am Donnerstagabend in der klassischen Accelerando-Reihe auf Schloss Kapfenburg versprochen. Und Note für Note Wort gehalten.

   Die Geigerin Erika Geldsetzer, Sascha Frömbling auf der Viola, der Cellist Konstantin Heidrich und Dirk Mommertz am Flügel sind Spezialisten für selten Aufgeführtes und Neuentdeckungen. Wie Gustav Mahlers Quartettsatz a-Moll, den der Komponist mit 16 Jahren zu Papier gebracht hat. Nichts von der Tiefe und der philosophischen Erdenschwere seiner späten Symphonien. Langsam, fast zärtlich setzt der Pianist die ersten Töne; die Streicher schwingen sich mit sanfter Dynamik ein. So darf es, so kann es, so wird es weitergehen. Ohne Effekthascherei, mit maßstäblicher Empfindsamkeit - konzentrierte Teamarbeit vom Allerbesten selbst in der emotionalen Achterbahn des zweiten Satzes. Kein Wunder; die Vier musizieren seit ihrem Studium in Karlsruhe zusammen.

   Eine Rarität im Schaffen ihres Namensgebers ist das Klavierquartett c-Moll op 15. Kompositorisch bewegt sich Gabriel Fauré noch in der klassischen Tradition. Was er in den vier Sätzen jedoch an Klangfarben zusammenmischt, wirkt wie ein von Hundertwasser bemaltes Gebäude. Beileibe nicht knallig, sondern fein dosiert. Neckische Pizzikati im zweiten Satz kontrastieren mit dem kontemplativen Zwiegespräch zwischen Flügel und Cello im kostbaren Adagio. Orchestrale Fülle dann im Schluss-Satz mit seinem spektakulär aufblühenden Finale.

   Die „Bilder einer Ausstellung“ hat Modest Mussorgski im Gedenken an seinen früh verstorbenen Freund, den Maler und Architekten Viktor Hartmann, geschrieben. „Promenade“ eröffnet den Gang durch die musikalische Bilderschau; ein markantes, eingängiges Motiv, das den zehnteiligen Zyklus fortan strukturiert. Die Vielzahl der unterschiedlichen Motive verlangt dem Quartett alles an technischer Fertigkeit ab. Gleichwohl klingt alles ganz selbstverständlich. Selbst die gröbsten Kontraste in diesem „Actionpainting“. Humorlos knallt ein pianistischer Pinselhieb in ein hauchiges Streicheraquarell, steigt Hitze über einem dräuenden Abgrund auf. Musikalisch weit vorausweisende Dissonanzen konterkarieren betörende Harmonien. Das alles im Minutentakt. Bis sich „Das große Tor von Kiew“ (nach einem zeichnerischen Entwurf Hartmanns) zur hymnisch strahlenden Apotheose öffnet.

   Für den reichen Beifall revanchiert sich das Quartett mit einem flotten Tango des estnischen Komponisten Kristjan Järvi. 

 

Wolfgang Nußbaumer   

(19.04.2024)

        

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