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Italien zum Zweiten: "Don & Giovannis"

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Draußen stürmt´s und regnet´s. Drinnen ist´s hingegen gemütlich. Das mag freilich auch am italienischen Rotwein liegen, der ausgeschenkt wird.

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Auf den sonnigen Moränenhügeln des östlichen Gardaseeufers wachsen dessen Reben und man schmeckt: Dieser Bardolino hat die Sonne im Herzen. Fehlt noch `was? Richtig, Musik. Die kommt mit Schwung, besser mit Rossinis "Ouvertüre" aus "Wilhelm Tell". Mitten in der dahingaloppierenden "Reitermelodie" plötzlich ein unüberhörbarer Wechsel zum "Bonanza"-Soundtrack. Für solch gekonnten Umschwung gibt’s postwendend begeisterten Applaus. Ein gelungener Auftakt zu "Fatto in casa tour", dem aktuellen Musikprogramm der Gruppe "Don & Giovannis".

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Die Essinger Kulturinitiative zeigt anscheinend Gefallen an italienischer Lebensart, wie sonst ist zu erklären, dass nach Liedermacher Piero Sidoti  im Januar nun abermals italienischer Flair in die Schlossscheune einzieht. Indes mit einem überraschend anderen Programm. Auch wenn der Name "Don & Giovannis" (beabsichtigt) an "Il dissoluto punito ossia il Don Giovanni" erinnert, die Schnittmenge mit Mozarts berühmter Oper ist relativ klein, trotz aller Übereinstimmung mit allerlei aus Oper und Operette, wobei rasch klar wird: Klassisches in Reinformat ist nicht die Sache des Ensembles.
Vielmehr macht es sich unter der Moderation von Andreas Winkler  auf, berühmte Arien in nostalgisch verpackte Liedchen zu verwandeln, deren Melodielauf zwar immerwährend bekannt erscheint, der aber dennoch aufs Feinste Abstecher in die verschiedensten Genre macht. Doch von wegen così fan tutte, Klassikcrossover heißt bei "Don & Giovannis" ganz neue alte Wege beschreiben, um Verdi, Puccini, Bizet, Händel, Mozart und all die anderen großen Meister mit Tango, Swing, Flamenco, Klezmer- und Balkanklänge sowie mit kleinen Italo-Canzoni zusammenzuschließen.

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Während "Rundinella" mit weicher Stimme in verführerisch italienischem Timbre erklingt, fordert Ensemble-Chef Andreas Winkler dazu auf, beim Nachfolgenden genau hinzuhören, da "Grüß mir mein Wien" alles andere als die wohlbekannte "Grafin Mariza"-Ballade ist. Apropos italienisch: "Dicitencello vuie" eignet sich Udo Jürgens "Sag ihr, dass ich sie liebe" mit ungemein melancholischem wie schwärmerischem Schmelz an, von Enrico Carusos "Torna a Surriento", der unvergleichlichen Romanze auf Napoli, ganz zu schweigen.


Liebschaften jedweder Art stehen im musikalischen Fokus, freilich nicht nur zum musikalischen Dahinschmelzen, sondern auch in frecher, koketter und temporeicher Manier als Tranquilizer. "Funiculi, funicula" im Jamaika-Reggae-Style und der "Hummelflug" rasant mit Schifferklavier und Klezmereinsprengsel, da kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Ein brisantes Klanggemisch, polymorph und exklusiv zugleich.


Die fünf Musiker transformieren die grandiosen Melodien von einst in mediterrane Leichtigkeit, halten kritische Balance zwischen selbstbewusster Tradition und innovativer Moderne. Daraus entwickelt sich ein überraschend humorvolles, vertraut wirkendes, manchmal aber auch durchaus gewagtes Klangerlebnis.

Originell der allseits beliebte Tenorschmeißer schlechthin, Lehars "Dein ist mein ganzes Herz". Vermessen hingegen des Verdischen Gefangenenchors "Va pensiero" im Sintiswing, das würde sogar Häns´che Weiss und Titi Winterstein gefallen. Ganz zu schweigen von der "Habanera", für die Andreas Winkler nach eigenem Bekunden, immer wieder all seine weiblichen Hormone zusammenholen müsse. Das klingt nicht nur nach Leidenschaft, es ist auch so herzzerreißend schön wie neapolitanischen Canzoni eben sind.

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