Anziehende Gegensätze Empfehlung

Felix Rehfeld vor seiner monumentalen Kleinarbeit "1000Berge" Felix Rehfeld vor seiner monumentalen Kleinarbeit "1000Berge" Fotos: -uss

Unter den 215 Galerien aus 15 Ländern sind auch auf der 15. artKarlsruhe wieder zwei Galerien aus dem Altkreis Aalen vertreten.

Die Aalener Galerie Zaiß gefällt wieder mit einem leicht erweiterten und wie immer breit gefächerten Angebot, während die Galerie Cyprian Brenner mit Sitz in Hüttlingen und Schwäbisch Hall mit einem spannungsvollen Skulpturenplatz und einigen neuen Künstlern punktet.

     Ein Hüne im fortgeschrittenen Alter mit Goldring im Ohr und Silberknauf am Stock schreitet mit einem Kometenschweif von interessiert schauenden Menschen im Schlepptau durch die Halle 3. Verhält hier kurz, blickt missbilligend, geht weiter, winkt ab. Der kennt sich wohl aus? Ein Galerist knurrt, als der Pulk vorbei ist, „arroganter Sack“. Gemeint ist der Kunstgroßmeister Prof. Markus Lüpertz. Kurz  vor dem Zaiß-Stand biegt er ab. Glück gehabt?

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Ssigi und Werner Zaiß vor Lehmann-Bildern

 

    Nein, vor Lüpertz muss sich die Kunstschau von der Ostalb nicht verstecken. Raymond E. Waydelich, der große Elsässer, der dieses Jahr 80 wird, hat einige seiner alten Bildkästen aus den Siebzigerjahren mitgebracht und ganz neue Arbeiten – gelaserte Venylschallplatten, die wie Scherenschnitte wirken. Eingepasst in einen barocken Rahmen fallen sie aus der Zeit. Mit dabei sind wieder der rot-knallige Marc Felten, Klaus Joas mit sehr ästhetischen Leuchtinstallationen, Michel Cornu, der in Frankreich richtig durchstartet, Jochen Wahl, Hannelore Weitbrecht, Tetsuya Kuzuhara, Norbert Klaus und die Spottdrossel Werner Lehmann. Beziehungsreich gehängt, bereitet der Besuch bei Zaiß wieder viel Sehfreude.

    Der Hingucker schlechthin bei der Präsentation von Cyprian Brenner in Halle 2 ist der Skulpturenplatz mit den aus geometrischen und pflanzlichen Formen komponierten großen Plastiken. In ihrer stillen Würde erinnern sie an einen Wald – nur erweist sich das Holz als Cortenstahl. Die Riesen korrespondieren mit einem anderen Monument –  „1000 Berge“ von Felix Rehfeld. Tausend Miniaturen hat er in Öl gemalt. 100 Motive in jeweils zehn Variationen. Ein Wunderwerk an Fleiß, Können und reiner Schönheit.

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Mit feiner Ironie bringt Mirko Schallenberg die Welt aus dem Gleichgewicht: "Korn", 2010, Öl auf Leinwand

 

   Biegt man um die Ecke, überfällt einen im Standsystem der politisch pointierte narrative Überschwang des Stipendiaten Robert Matthes. Was er alles kombiniert und frech zitiert, lässt sich kaum beschreiben. Mit ähnlichen Überraschungen, allerdings weitaus ruhigeren, wartet Mirko Schallenberg mit seinen paradox verrätselten hyperrealistischen Malereien auf. Bei ihm scheint alles auf der Kippe zu stehen. Man möchte vor seinen Bildern nicht laut auftreten. Die Maler Isa Dahl und Bruno Kurz, der seine dezente Suche nach der Farbmaterialität weitertreibt, haben neben Rehfeld eine One-Artist-Show.

Info: Die artKarlsruhe ist täglich von 11-19 Uhr geöffnet.

Wolfgang Nußbaumer

      

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