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"Stell dir vor, er wäre hier“

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"Stell dir vor, es wäre Krieg" - den alten Pazifisten-Spruch modelte die dänische Autorin Janne Teller zu "Stell dir vor, er wäre hier“ um.

Unsere Welt sähe plötzlich ganz anders aus. Der Titel ihres Buches "Krieg" wird zum Synonym von in nationalistisches Fieber geratenen Staaten. Nicht mehr Italien, Frankreich oder Deutschland steht auf dem Pass, sondern nur noch "Krieg". Moderne weltoffene Länder entwickeln sich zu fremdenfeindlichen Nationalstaaten, in denen eine "Gleichschaltungspolizei" den Ton angibt. Kriege brechen aus. Europa liegt (schon wieder) in Schutt und Asche.


Die Spiel- und Theaterwerkstatt Ostalb (STOA) nimmt sich Janne Tellers Stück im Theater auf der Aal an. Ein hochaktuelles wie brandheißes Thema.  "Krieg - Stell dir vor, er wäre hier" entwirft ein Schreckensszenario, das überall auf der Welt Realität ist, doch für Europa bis dato unvorstellbar war. Mit der Globalisierung, drohenden Finanz- und Wirtschaftskrisen, den weltweiten Kriegen und den damit verbundenen Flüchtlingskrisen steigt die Renationalisierung der Politik, allen historischen Erfahrungen zum Trotz. Die Welt dreht sich immer fort und verändert sich. Janne Teller sieht in ihrer fiktiven Geschichte die demokratische Politik scheitern, im Europa der Nationalstaaten übernehmen faschistische Diktaturen die Macht. Der Krieg kehrt zurück. Wer kann, flüchtet in den Osten oder in arabische Länder.


Auf der Bühne schlüpft der Zuschauer in die Haut eines Jugendlichen, der der bisher sein privilegiertes Leben in Deutschland ausgekostet hat, der nun den Krieg mit allen zerstörerischen Begleiterscheinungen hautnah erlebt und schließlich in einem ägyptischen Flüchtlingslager landet, wo er samt seiner Familie versucht zu überleben. Von einem neuen Leben ist er allerdings weit entfernt, bietet doch die Fremde vorübergehenden Schutz, aber keine Heimat. Weil er keine Aufenthaltsgenehmigung hat, kann er nicht zur Schule gehen, kein Arabisch lernen, keine Arbeit finden. Als Flüchtling ist er Außenseiter, ein ungeliebter Fremder, misstrauisch beäugt, von den Behörden gegängelt. Zugleich muss er für sich Antworten auf Fragen  nach einer lebenswerten Zukunft finden.

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Überaus spannend beleuchten Stefanie Friedrich und Torsten Hoffmann in dem Zwei-Personen-Stück die brisante Thematik rund um Flucht, Migration und Fremdenfeindlichkeit. Zugleich zeigen sie auf, dass es Gerechtigkeit ohne Frieden nicht geben kann. Als Erzähler streuen die beiden Darsteller kleine Spielszenen ein, die überraschende Einsichten aus zuvor undenkbaren Blickwinkeln ermöglichen, um so Verständnis für die meist nur abstrakt vorstellbare Situation von Flüchtlingen zu schaffen.
In der Regie von Siegfried Hopp ist "Krieg" als Klassenzimmer-Stück für Schüler ab der neunten Klasse konzipiert (45 Minuten). Mit seinen Gedankenspielen über Erwartungen und Wirklichkeit soll es sensibilisieren, um jungen Menschen und Erwachsenen einen rationalen Weg durch Vorurteile, Ängste und Radikalpositionen aufzuzeigen. Hopp unterstützt dieses Vorhaben, indem er die beiden Protagonisten in der zweiten Person Singular reden lässt. Dadurch wird das Publikum fortwährend direkt angesprochen. So können sich die  Zuhörer sich mit der Hauptperson identifizieren, den Krieg mit allen zerstörerischen Begleiterscheinungen und die unsägliche Flucht selbst miterleben.
Ein bisschen pädagogischer Zeigefinger und Agitproptheater kommt hier zwar zum Vorschein, ermöglicht aber die notwendige Empathie mit dem Kriegsflüchtling. Im Laufe der Aufführung entsteht zugleich eine anschauliche wie verständliche Diskussionsgrundlage im Hinblick auf die gegenwärtige Flüchtlingskrise samt strittiger Begleiterscheinungen.


Übrigens: Als in den 1980er Jahren die Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss demonstrierte, war "Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin ..." ein beliebter Spruch. Fälschlicherweise wird er Bertolt Brecht zugesprochen. Doch der Revolutionär war bekanntermaßen alles andere als ein Pazifist. In Wirklichkeit stammt das Zitat aus Carl Sandburgs Gedichtband "The People. Yes" (1936) Darin heißt es: "Sometime they'll give a war and nobody will come."

INFO
Das Klassenzimmerstück "Krieg - Stell Dir vor, er wäre hier" der Spiel und Theaterwerkstatt Ostalb kann von Schulen gebucht werden. Nähere Informationen gibt es unter Telefon 07361-61688, unter spiel-und-theaterwerkstatt@t-online.de und über www.theaterwerkstatt.org

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