"Apokalypso" - wie gemalt

Die Malerin Prof. Cordula Güdemann Die Malerin Prof. Cordula Güdemann Fotos: -uss

Ein ausgemachter Schelm, dieser Wolfgang Neumann.

Mit seiner Band spielt der Maler bei der Vernissage des Kunstvereins Ellwangen zu „“Brüche und Blüten“ im Marschallsaal des Schlosses den „Apokalypso“. In diesem einen Wort steckt alles drin, was die Ausstellung von ihm und seiner ehemaligen Lehrerin an der Kunstakademie Stuttgart, der Professorin Cordula Güdemann, ausmacht.

    Der Tanz auf dem Vulkan; die Apokalypse – wobei man mit Grund an Francis Ford Coppolas überragenden Antikriegsfilm „Apokalypse now“ – denken darf; die Apo (außerparlamentarische Opposition); den karibischen Calypso, den die Sklaven auf dem französischen Trinidad dazu benutzten, „subversive“ Kommunikation zu pflegen. Lüpft man bei dem 40jährigen Multimediakünstler nur einen Zipfel seines fliegenden Kunstteppichs, ist man im Nu umringt von Geistern, die man nicht mehr loswerden möchte. Für Menschen, die in ihrer Beschaulichkeit nicht gestört werden möchten, ist Neumanns (O-Ton) „optisch-geistiger Stoffwechselprozess“ das reine Gift. Für alle anderen haben seine gesellschaftskritischen, fantastisch schwarzhumorigen Bilderzählungen eine kathartische Wirkung. In ihren einführenden Erläuterungen erklärt die Kunsthistorikerin Dr. Barbara Heilig gewohnt griffig Neumanns Auseinandersetzung mit dem Menschen als Reaktion auf die Absurdität der Wirklichkeit.

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Wolfgang Neumann - Maler, Multimediakünstler und Frontmann der Band Art-Attacke.

 

    Ebenfalls in einem „zeitgemäßen Realismus“ (Heilig) verortet, geht Cordula Güdemann in ihrer Sozialkritik auf den ersten Bick dezenter ans Werk. Betrachtet man allerdings die in ihrem Grau zwischen Tag und Traum angesiedelten Großformate näher, entdeckt man die Spuren der Zerstörung, Ruinen und Müll – ein menschliches Desaster. Das Grau schluckt das Licht wie in Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ das „Nichts“ das bunte Land Phantásien.

     Anders als Wolfgang Neumann tröstet sie jedoch in kleinen und großen Formaten mit einem in expressiven Rottönen leuchtenden Blütenmeer. „Welch’ meisterhafte Peinture“, schwärmt Barbara Heilig.

    Zu Beginn hatte Vorsitzender Roland Hasenmüller ein für den Kunstverein ereignisreiches Jahr Revue passieren lassen und einen optimistischen Blick in die nahe Zukunft geworfen: „Der Aufzug kommt.“ Und damit ein leichterer Zugang zu den herrlichen Galerieräumen. Hier fühlt sich der städtische Kulturamtschef Dr. Anselm Grupp, gerade von einer Tagung zur kommunalen Digitalisierung zurückgekehrt, „wohltuend geerdet“.

    Meister im „Erden“ ist übrigens auch das zwischen Punk und Neuer deutscher Welle angesiedelte Neumann-Trio. Sein Name: „Art Attacke“.

 Wolfgang Nußbaumer

 

Info: Die Ausstellung ist bis 10. Dezember Sa 14-17 Uhr, So/Feiertag 10.30-16.30 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 19. November, 11 Uhr, führen die beiden Künstler durch die Ausstellung.

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