Alles kreist um Maria Empfehlung

Alles kreist um Maria Pressefoto EKM

 Mit dem letzten Nachtkonzert ist das Festival Europäische Kirchenmusik in der barocken Augustinuskirche nochmals weit zurück in Raum und  Zeit gegangen.

.Nachdem zwei Tage zuvor an gleicher Stelle das mit drei Sängerinnen und drei Sängern paritätisch besetzte junge „Mixtet“ aus Estland mit seinen frischen Vokalstücken ganz im Heute verortet gewesen war, ließen die von Meinolf Brüser geleiteten zwei Sängerinnen und fünf Sänger der „Josquin Capella“ die Tradition der „Cappella Sistina“ mit Musik aus dem 15. und 16. Jahrhundert wieder aufleben.

 Vor dem Chorraum gruppiert sich das nach dem Sistina-Komponisten Josquin Desprez benannte Ensemble um eine Art Ambo. Durchaus sinnfällig. Denn sein von der Marienantiphon  „Ave Regina Caelorum“ bestimmtes Abendrepertoire hat wie das der einst in der Sixtinischen Kapelle zur höheren Ehre der Päpste singenden „Capella Sistina“ Verkündigungscharakter. In wechselnder Besetzung bringt das Ensemble mit erlesener Diktion und makellos homogener Intonation die Motetten und Madrigale der Renaissance zum Klingen.

    Vor 500 Jahren waren die alt- und neutestamentlichen Geschichten, mit denen Botticelli und Michelangelo mit weiteren Kollegen nach und nach die Kapelle im Auftrag verschiedener Päpste ausgemalt haben, die stummen Zuhörer.  Um diese Tradition zu dokumentieren, werden via Beamer während des gesamten Konzertes Bilder des üppigen Erdens- und Himmelsgeschehens und von den Sängern in die Wand ihrer Empore in der Papstkapelle eingeritzte Namen auf einer großen Leinwand im Altarraum gezeigt.

    Jetzt wissen wir zwar, dass die komponierenden Herren Sänger (Frauen kamen in der Renaissance und vor allem im Vatikan – offiziell - nicht vor) damals schon eitel gewesen sind – der Konzentration auf die kunstvollen Motetten mit ihren kostbaren Harmoniefindungen hat die Foto-Schau eher geschadet. Das Licht konzentriert auf die Sängerinnen und Sänger, mehr hätte es nicht gebraucht. Mit diesem Missgriff ist die dieser weihevollen Harmoniemusik innewohnende meditative Qualität indes sabotiert worden.  

   Das haben weder diese tadellosen Vokalisten noch die Komponisten verdient (de Silva, Dufay, Genet, Desprez, Arcadelt, Festa und Palestrina als finales Betthupferl), deren polyphone Edelsteine die „Josquin Capella“ zu einem spirituellen Leuchten gebracht hat.

Wolfgang Nußbaumer     

       

Mehr in dieser Kategorie: « Bachs Breitwandepos Mitreißend schön »
Nach oben

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.