Hits zum Hüpfen Empfehlung

Francis Rossi - alt, aber oho. Francis Rossi - alt, aber oho. Fotos: Gerd Keydell/Schloss Kapfenburg

Burgherr Erich Hacker hatte vorsichtshalber Glühwein brauen lassen.

Es sei ja schon verdammt kalt für die alten Knochen, hat Francis Rossi diese Maßnahme bestätigt. Trotzdem fing der Frontmann von „Status Quo“ zu „Caroline“ gleich an zu hüpfen wie ein Jungspund – Mittwochabend auf Schloss Kapfenburg.

   Viel Glühwein dürfte das Schloss-Team nicht ausgeschenkt haben. Denn die legendäre Britpop-Band hat auf ihrer elektrisierten Schlussrunde „all over the world“ auch ihre Fans im proppenvollen Innenhof der Burg auf der bis kurz vor dem Auftritt von Wind und Wetter gepeitschten Ostalb mit ihrer fröhlich vorwärts treibenden Hitdusche aus dem randvollen Füllhorn ihrer Hits in Nullkommanichts in Bewegung gebracht.

   Einige Leute kamen zwar in Gummistiefeln anmarschiert. Vermutlich wollten sie etwas Woodstock-Feeling in die Postmoderne hinüberretten. Vom Alter her könnten etliche der Umdiesiebziger sich damals bei Cocker und Co. im Schlamm gesuhlt haben. Im Juli 2017 hüpft man (so gut es halt geht), wippt und klatscht sehr gesittet. Auf Bänken ist ohnehin schlecht tanzen. Und vor der Bühne fühlte man sich wie in der Sardinenbüchse.

    Pausenlos klampfen sich Rossi und seine beiden Mitstreiter aus alten Tagen, John Edwards am Bas und Andy Bown an den Tasten zusammen mit dem Gitarristen Richie Malone und Leon Cave am Schlagzeug durch ihr umfängliches Liedgut. Natürlich ihr Medley – Hits im Zeitraffer – „Again and Again“ fordern die Steh- und Sitzränge mehr „Rock ’n’ Roll“ und die anderen Superknaller.

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"Let's work together": Andy Bown und Francis Rossi.

 

    Und sie sollen alle auf ihre – durchaus happigen – Kosten kommen. Nach einer knappen Stunde die ersten vier Akkorde von „In the Army now“ – kein Hüpfrock, sondern tatsächlich einige rhythmische Verschiebungen. Da schließt sich das richtig gut strukturierte Solo von Leon Cave prima nahtlos an. Eines der Highlights des rund 100 Minuten dauernden Konzertes. Am Ende hatten die wenig ganz jungen, ziemlich viele mittelalte und ganz viele Fans im reifen Alter das erhalten was sie wollten: „Whatever you want“. Also eine satte Dosis der Musik, die der „Rolling Stone“ Mitte der Siebzigerjahre als „Zum Erbarmen jämmerlich“ verdammt hatte. So ändern sich die Zeiten. „Like it or not“. Nur Rick Parfitt, der vor Beginn der Tour gestorben ist, den kann niemand ersetzen.

 

Wolfgang Nußbaumer

      

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