Wecker, das Liederwunder Empfehlung

Wecker, das Liederwunder Fotos: Gerd Keydell/Schloss Kapfenburg

„Ich singe, weil ich ein Lied hab’“. Konstantin Wecker hat ein Lied, seit er singen kann.

Das kann er schon sehr lange, der „Spielmann“. Seitdem ist der Neu-Siebziger zum Troubadour unserer Tage gereift.

     Der Revoluzzer im Nerzmantel aus den frühen Münchner Tagen ist jedoch Revolutionär geblieben. Und seine Waffe ist die Poesie. Mit      ihr führt er unerschöpflich eine scharfe Klinge, haut drein, denn der „Weltenbrand“ droht immer und überall – doch weil ohne die Liebe alles nichts ist, verwandelt er die Waffe dann und wann in ein zum Hineinkuscheln schönes „Liebeslied“. Wie jetzt auf Schloss Kapfenburg.

    Für die Menschen im ausverkauften Innenhof, von denen das Gros mit dem Barden zusammen in die besten Jahre gekommen ist, trägt das Glück an diesem Abend einen Namen. Konstantin Wecker. In seinen zum Lied gewordenen Gedichten sind sie „Wieder dahoam“ – in ihrer Erinnerung. Gut, dass der Wecker vor kurzem 70 geworden ist; gut, dass er kein bisschen leiser geworden ist, aber weiser. Denn in seinen wilden Jahren befand er sich mental nicht immer auf der Höhe seiner Lieder. Diese waren schon ehrlich – nur eben er nicht, räumt er ein. „Der alte Kaiser“ (Gott hab ihn noch nicht selig!) spart nicht mit Selbstironie, fern aller Larmoyanz. „Peinlich, peinlich“ sein Machogehabe, damals. Indem er sich „outet“, erteilt er schlossweit Absolution.

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So viel Spaß muss sein: Der Herr Wecker gibt den heißen Boogie-Man. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass er nicht in die Tasten tritt, sondern haarscharf daneben. So viel Respekt muss sein.

 

     Später, viel später, die Dunkelheit hat sich über die Burg gelegt, kommt der bayerische Barde bei seiner Sangestour durch die Tischreihen seinen Fans ganz nah. Hautnah. An diesem glücklichen Abend, an dem die Poesie den Widerstand auf ihre Fahne geschrieben hat. Im düsteren Menetekel des expressionistischen Dichters Georg Heym („Der Krieg“), den er ins Heute weitergetextet hat, im schon erwähnten „Weltenbrand“, den die Band mit brachialer Wucht um die Ohren haut.

     Mit seiner kompromisslosen Wut und seiner überwältigenden Zärtlichkeit bleibt dieser Konstantin Wecker ein charismatischer Mutmacher. Wie die Geschwister Scholl, die er im Lied „Die weiße Rose“ besingt; wie seine antifaschistischen, liebevollen Eltern, denen er ein lyrisches Denkmal setzt. Wem bei seinem fern aller anbiedernden Sentimentalität intonierten Lied „Für meinen Vater“ nicht das Herz aufgegangen ist, der hat keins.

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Konstantin Wecker und seine Mutmacher (v.l.) Fanny Kammerlander, Markus Wall, Severin Trogbacher, Jens Fischer und Kapellmeister Jo Barnikel.

    Von Mama und Papa hat er diese Maxime gelernt: „Liebt euch und widersteht.“ Dazu nimmt er sein Publikum in die Pflicht. Gemeinsam singt man eingebettet in das Lied „Den Parolen keine Chance“ zur Melodie aus Beethovens Neunter: „Lasst uns jetzt zusammen stehen
es bleibt nicht mehr so viel Zeit, lasst uns lieben und besiegen wir den Hass durch Zärtlichkeit..“ Begleitet von der fantastischen Band  aus Multiinstrumentalisten mit seinem alten Weggefährten Jo Barnikel an den Tasten, Jens Fischer am Schlagzeug,  Fanny Kammerlander an Cello und Stimme, Severin Trogbacher an Bratsche und Gitarren und Markus Wall an Geige und Gitarre.

    Aber dann ist noch lange nicht Schluss mit Weckers wehrhafter Poesie. „Sage nein“ hämmert er in die Köpfe. Und nicht vergessen: „Jeder Augenblick ist ewig“ – sein Schlussgedicht. Danke!

 

Wolfgang Nußbaumer    

                   

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