Stille Feier der Schöpfung Empfehlung

Stille Feier der Schöpfung Foto: -uss

Wenn Steine reden könnten, dann hätten sie etwas zu erzählen.

Wenn und hätte – die Steine von Hans-Werner Andexer können tatsächlich reden. Richtige Geschichten können sie erzählen. Aus der weiten Welt. Wer ihnen mit den Augen lauschen möchte, sollte die Ausstellung „Unterwegs“ in der Schloss-Scheune Essingen besuchen. 

   Diese Steine erzählen vom Morgennebel und vom Herbstwald, vom Spätsommer und vom Winter am Meer, von der Mittagshitze und vom Winterwald, vom Wellentanz und vom Meeresleuchten – vom Frieden auch und von der Besinnung, wohl auf das Wesentliche. Denn darum geht es dem Reisenden Hans-Werner Andexer. „Unterwegs“ nennt der gebürtige Wuppertaler seine 90 Stücke umfassende Blütenlese aus zahlreichen Unternehmungen. Ein anderer Bildtitel bezeichnet vordergründig das Gegenteil – und meint doch dasselbe: „Innehalten“.

      Achtsam muss dieser Künstler ganz offenkundig unterwegs sein; mit dem Geheimnis von Saint-Exupérys kleinem Prinzen im Reisegepäck, das diesem ein Fuchs verraten hat. „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Dieses wunderbare Märchen hält die Ideale der Menschlichkeit und der Freundschaft hoch – und des pfleglichen Umgangs mit der Welt.

     Vielleicht ist dieser Achtsamkeit, dieser demütigen Sicht auf die belebte und unbelebte Welt, auch die Wahl des malerischen Mittels geschuldet. Der 68-jährige Künstler aquarelliert ausschließlich. Aus Wasserfarben schafft er in Umkehrung des Spruches, wonach steter Tropfen den Stein höhle,  malerische Bauwerke und Stadtlandschaften, Kieselstrände und Felslandschaften; bringt südliche, wärmende Idyllen zu Papier und den herben Charme der kargen Bretagneimpression oder der charakteristischen Bergkegel in der Halong-Bucht im südchinesischen Meer.

    Erstaunlich, was und wie viel Hans-Werner Andexer in die überwiegend kleinen und ganz kleinen Hoch- und Querformate reinpackt. Wobei nichts klein wirkt, weil er dabei noch den Raum sprechen lässt. Ausgerissene Stellen entgrenzen das Geviert des Malgrunds. Er ist ein Meister des Großen im Kleinen. Diese von einer ganz zurückhaltenden Palette bestimmten atmosphärischen Momentaufnahmen gruppieren sich zu einer stillen – und zugleich mahnenden - Feier der Schöpfung.

     Für Vernissageredner Hermann Schludi sind Andexers Reisen und damit seine Bilder geradezu eine Metapher für die Lebensreise des Menschen, während  den Vorsitzenden der Kulturinitiative, Ralf A. Gross, angesichts dieser 14. Ausstellung „das Fernweh packt“.

   „On the beach“ von Chris Rea, das zum Schluss das Trio „ÜberMorgen“ mit der Sängerin Pia Metzker, Björn Franzen, Gitarre und Eddy Cichosz am Schlagzeug angemessen entspannt den zahlreichen Gästen um die Ohren wehte, hat dieses Gefühl sicher verstärkt.

Wolfgang Nußbaumer

  

      

                 

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