Holzhauers Schaffen Empfehlung

Emil Holzhauer, Mildred Weiss, 1928, Öl auf Leinwand, 73,3 x 58 . © Northwest Florida State College Permanent Collection, Niceville, Florida Emil Holzhauer, Mildred Weiss, 1928, Öl auf Leinwand, 73,3 x 58 . © Northwest Florida State College Permanent Collection, Niceville, Florida
Erstmals erschließt eine Ausstellung im Museum im Prediger einem außeramerikanischen Publikum das künstlerische Werk von Emil Holzhauer.
Es stellt den in Europa bislang zu Unrecht wenig bekannten Künstler einer breiten Öffentlichkeit vor. Dazu zeigt das Museum  bis 11. Juni insgesamt 56 Arbeiten aus allen Schaffensphasen Emil Holzhauers. Den Ausgangspunkt bildet ein kleiner Werkbestand aus den Sammlungen des Museums und einige Leihgaben aus Privatbesitz. Das Gros der Werkschau stellen 50 Gemälde und Aquarelle aus dem Besitz des Northwest Florida State College in Niceville, Florida; als Schenkung des Künstlers besitzt das College über 400 Gemälde, Zeichnungen und historische Dokumente Emil Holzhauers und bewahrt dessen künstlerisches Erbe. Die Ausstellung setzt den Schlusspunkt zu einer Trilogie, in der sich das Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd geborenen und nach Amerika ausgewanderten Künstlern widmet – zuvor waren es Emanuel Leutze und Regina Baumhauer. 

Emil Holzhauer, Selbstporträt, 1933, Öl auf Leinwand, 75 x 54 cm. © Northwest Florida State College Permanent Collection, Niceville, Florida

Emil Hozhauer wurde 1887 in Schwäbisch Gmünd geboren. Mit 19 ging er nach New York: ohne Geld und Englischkenntnisse, dafür ausgestattet mit einer Ausbildung zum Ziseleur und Graveur – und getragen von dem festen Ziel, Künstler zu werden. Anfangs arbeitete er als Zeichner und Graveur in Schmuckmanufakturen. Seine Kunststudien führte er neben dem Beruf weiter. Prägend für seinen künstlerischen Werdegang war von 1909 bis 1912 das Studium an der Kunstschule von Robert Henri (1865-1929), einem der einflussreichsten Kunstpädagogen in den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1915 bekam er seine erste eigene Ausstellung in New York. Die erste große Anerkennung bedeutete 1930 der Gewinn der internationalen Logan-Medaille für ein Aquarell. Die Auszeichnung öffnete ihm die Tür für größere Aufträge und wichtige Einzelausstellungen. Seit 1932 war er auch lehrend tätig, zuletzt von 1942 bis zur Emeritierung 1953 als Professor für Kunst am Wesleyan College in Macon (Georgia). Als Emil Holzhauer 1986 in Niceville (Florida) im Alter von fast einhundert Jahren starb, hatte sich sein Lebenstraum durch eine außergewöhnliche künstlerische Karriere erfüllt. „Holzhauers Courage und Entschlossenheit“, schreibt seine Biografien Audrey Edwards, „hat viele Menschen inspiriert, besonders seine Studenten. Seine Passion für künstlerische Expressionen und seine stets positive Gesinnung reflektieren in all seinen Schöpfungen.“

Zauber des Gewöhnlichen
In seiner Malerei nimmt Emil Holzhauer noch die künstlerische Ästhetik des 19. Jahrhunderts mit auf, vor allem die von Cézanne und Van Gogh, deren Werke er 1913 auf der legendären „Armory Show“ in New York kennenlernte. Gleichzeitig steht er in der Tradition des sich formierenden Amerikanischen Realismus, dem ersten eigenen nationalen Kunststil der USA. Einer der Mentoren und Protagonisten dieser Richtung war sein Lehrer Robert Henri. Henri forderte seine Studenten zu einer realitätsbezogenen Malerei und der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Lebenswirklichkeit auf. Holzhauer folgte dem Realismus Henris, wenngleich mit stilistischer Eigenständigkeit und eigener Ausdruckskraft. 
Emil Holzhauer, Brooklyn-Brücke (Brooklyn Bridge), 1960, Öl auf Leinwand, 105 x 75,3 cm. © Northwest Florida State College Permanent Collection, Niceville, Florida.
 
Zu Emil Holzhauers bevorzugten Motiven und Themen gehören Porträts und Landschaften in Aquarell-, Öl- und Kaseinfarben. Dazu kommen noch Stillleben. Vitalität und Gültigkeit erhält sein Werk aber vor allem aus der Darstellungen ganz alltäglicher Sujets, die ihre Spannung aus dem Zauber des Gewöhnlichen beziehen: der Stadtlandschaft New Yorks mit ihren Straßenschluchten, Brücken und Hafenanlagen; dem Alltagsleben der einfachen Arbeiter, von Bootsmachern, Fischern oder Sägewerkern, die ihrer Beschäftigung nachgehen; den Häusern und Vierteln der Arbeiterklasse; den Hinterhöfen der Schwarzen; der Nüchternheit von Steinbrüchen, Fabrik- und Gleisanlagen. Es sind Bilder, die weder idealisieren noch romantisieren, sondern einen diskreten, respektvollen Blick aufrichtiger Anteilnahme zum Ausdruck bringen. Holzhauers Bilder verzichten auf alles Anekdotische, sodass die geschilderten Szenen einen universellen und zeitlosen Ausdruck erhalten. Die Anfangs mehr gedeckten Farben weichen Ende der 1940er und zu Beginn 1950er Jahre einer expressiveren Farbgestaltung, verbunden mit einem weniger realistischen Stil.

 

Infos:

Öffentliche Führungen (ohne Voranmeldung):
Sonntag, 23.4., 7.5., 21.5., 4.6. und 11.6.,
jeweils 15 Uhr

Führungen für Gruppen und Schulklassen:
nach Voranmeldung, Telefon 07171 603-4130

Für Kinder und Jugendliche
(in Kooperation mit der Jugendkunstschule)
Dein Kinder-Kunstwerk des Monats:
Samstag,  27.5.,11.15-13.15 Uhr, 8-14 Jahre
Treffpunkt: 10.50 Uhr Jugendkunstschule im Kepplerhaus,
Münsterplatz 19.
Information / Anmeldung: Gmünder VHS, Telefon 07171 92515-0.
Weitere Angebote: www.gmuender-vhs.de / Jugendkunstschule

Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr 14 -17 Uhr, Do 14 -19 Uhr, Sa, So, Feiertage 11-17 Uhr,
Eintritt: 4,50 Euro / 3,50 Euro / Kinder und Jugendliche (bis 18) sowie
Inhaber Museums-Pass-Musées frei

www.museum-galerie-fabrik.de

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