Das Schwere, so leicht

Kuratorin Sabine Heilig gibt Sehhinweise auf die Werke eines konträren Künstlerduos. Kuratorin Sabine Heilig gibt Sehhinweise auf die Werke eines konträren Künstlerduos. Fotos: -uss

"Von Leichtigkeit und Schwere" erzählt bildmächtig die aktuelle Ausstellung in der Galerie Cyprian Brenner in Schwäbisch Hall.

In wahrlich spannungsvollem Kontrast zueinander stehen die mit der Kettensäge aus dem Holzstamm geschnittenen zumeist dunkeltönigen Skulpturen von Armin Göhringer und die farblich überbordende Malerei von Hanspeter Münch. Hier die bis an den Rand des im Wortsinne Tragbaren getriebene Reduktion des Schwarzwälders, dort die Komplexität der Malerei, der Farbe, die der Kunstprofessor, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach gelehrt hat, als raumgreifendes und -schaffendes Element im Geiste eines Cézanne mit Vorliebe im großen Format auslotet.

  Eigentlich wollte auch Göhringer Maler werden, bevor er durch eine plastische Auftragsarbeit seine Liebe zur Bildhauerei und speziell zum Werkstoff Holz entdeckt hat. Dem Maler und Zeichner in sich ist er insofern treu geblieben, als er seine nur auf den ersten Blick grobschlächtigen Skulpturen und seine wie archaische Botschaften wirkenden - zum Teil mit indischem Hanfpapier collagierten - Wandobjekte als "Raumzeichnungen" ansieht. Und so stehen sie unvermittelt, aber nicht unversöhnlich nebeneinander; der Holzwurm, dessen kreative Leidenschaft dem Wegnehmen, der Reduktion gilt - und der Farbnarr, der hinzufügt, bis die Leinwand (fast) platzt.

Armin Göhringer (l.) und Hanspeter Münch (vor der Säule) hören inmitten der Vernissagegäste zu.

  Beide sind auf ihre Art Grenzgänger, wie die Kuratorin Dr. Sabine Heilig der sachkundigen Gästeschar bei der Vernissage dargelegt hat. Göhringer sucht das Wesentliche in jenem Zustand seiner Arbeiten, in dem die filigranen tragenden Stäbe unter der Last der massiven Kuben zusammenzubrechen drohen, während der Maler Münch jenen Moment anstrebt, an dem ein weiterer lasierend aufgetragener Farbpartikel seine Farbräume implodieren lassen würde. Oder wie es Göhringer im Gespräch auf den Punkt bringt: "Die größte Herausforderung sind jene Arbeiten, die kurz vor der Zerstörung stehen." Der Kitzel des rechtzeitigen Innehaltens. Und Kollege Münch nickt zustimmend. Was den Titel dieser bis 28. Mai dauernden und sehr zu empfehlenden Ausstellung betrifft, könnte man ein ganz prosaisches Fazit ziehen: Das vermeintlich Leichte ist jedenfalls ziemlich schwer.

Wolfgang Nußbaumer      

Nach oben

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.