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Italienisches Flair in der Scheune

Foto: Peter Hageneder Foto: Peter Hageneder

Die herbe Reibeisenstimme erinnert an Adriano Celentano, die Musik ebenso: Der italienische Sänger und Liedermacher Piero Sidoti präsentierte bereits mit seiner ersten CD "Genteinattesa" ein fabelhaftes Konzeptalbum über die Nöte und Widersprüche einer ganzen Generation und einer ganzen Epoche.

Mit seiner zweiten "La La La" nimmt er die Thematik erneut auf, singt aber viel von Liebe und Dolce Vita. Derzeit ist er auf Tournee durch die Republik, am Freitagabend legt er in der Essinger Schloss-Scheune einen musikalischen Zwischenstopp ein. Um nochmals auf Celentano zurückzukommen: Er war bekanntermaßen zunächst Schauspieler. Erst später kam mit "Azzurro" sein sängerisches Talent zum Vorschein. Bei Sidoti verhält es sich ähnlich, nur hat dieser als Mathematiklehrer den Katheter verlassen, um dann als Troubadour von "dolce vita" und "amore" zu erzählen.


Für die Zuhörer in Essingen erwies er sich schnell als Glücksfall, obwohl sie vermutlich nie auf ihn gestoßen wären, wäre er nicht für einen erkrankten Kollegen eingesprungen. Denn eigentlich wollte die Essinger Kulturinitiative Gianmaria Testa ans Mikrophon bitten. Beim Konzert spielte dies freilich keine Rolle, denn bereits beim ersten Lied war klar, Piero Sidoti ist mehr als nur ein Stellvertreter, auch wenn er ein wenig mit dieser Rolle spielt.


Der Liedermacher und Chansonier sucht in seinen Texten, die er in meist melancholisch klingende Kompositionen einbettet, nach dem ureigentlichen Sinn des Lebens. Er erzählt davon, wie unerlässlich es sei, sich gegenseitig wertzuschätzen, in seinem Gegenüber zunächst immer nur die guten Seiten zu sehen. Eine empfehlenswerte Lebensweisheit von allerhöchster Aktualität. Indes schränkt der Sänger insgeheim ein: "Aber vielleicht gibt es keine eindeutige Antwort, denn das Leben ist keine einfache mathematische Gleichung. Das Leben beginnt in dem Moment, in dem man nicht addieren kann, es ist vielleicht nur ein wunderbarer, wunderschöner Fehler, der im Gebiet des Unangemessenen und des Wahnsinns tanzt." Klingt ganz schön philosophisch und ist auch so gemeint, wobei sich die herzergreifenden, manchmal auch herzerfrischenden Melodien mit dem Gefühl erfassen lassen. Beim Textverständnis setzt allerdings - allem lyrisch klingendem Anflug zu Trotz - die italienische Sprache enge Grenzen.


Doch glücklicherweise sitzt im Publikum ein in Essingen beheimateter Muttersprachler, der Sidotis Liedtexte und Kommentare ins Deutsche übersetzt. Ob "Il Giocattolo - Das Spielzeug", "Porto di Carta - Der Hafen aus Papier" oder "Le Ombre di Notte - Schatten in der Nacht" - die Chansons des Cantautores verdeutlichen rasch, welche Bedeutung die Musik der Liedermacher nach wie vor jenseits der Alpen hat. Piero Sidoti orientiert sich in seinen Kompositionen rhythmisch an Pop und Rock ("La mia Generazione - Meine Generation"), manchmal wählt er auch ein jazziges Timbre wie bei "La Quadratura del Mondo - Die Quadratur der Welt", letzteres übrigens mit einem fein ausgelegten Klarinettenpart.
Aus überlieferten und aktuellen musikalischen Strömungen entwickelt Sidoti eine hörbar eigene Diktion, die subjektive Affinität zu Celentano ist vermutlich dem Farbton der Stimme geschuldet.

Zugegebenermaßen einer ungewöhnlich ausdrucksvollen, die rauchig klingt, aber zart, die gekonnt, bei Bedarf auch temperamentvoll, akzentuiert. Besonders bemerkenswert, weil überaus gefühlsbetont, sein Sprechgesang, bei dem, lediglich vom leisen Gitarrenspiel untermalt, Wert auf rhythmisierte Silben gelegt wird. Nicht zu vergessen: "In aller Stille" begleitet ein fabelhaftes Quartett (Claudio Giusto, Antonio della Marina, Nicola Negrini, Piero Ponzo) den Auftritt des Künstlers. Stilsicher umhüllen die Vier Sidotis Balladen mit einem weichen Klangteppich, der wie bei der "schwarzen Venus" („La venere nera“) der Sangeskunst des Italieners höchste Intensität verlieh.

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Fotos: Peter Hageneder

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