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Lieder von Liebe, Lust und Leidenschaft Empfehlung

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Sekt und Wein zur Begrüßung. Mit dem Glas in der Hand schlendern Gäste durch den kleinen und großen Salon oder hinaus in den Park.

Freunde treffen sich, Küsschen links, Küsschen rechts. Man kommt schnell ins Plaudern. Freundliche Servicekräfte warten mit leckeren Häppchen auf. Die Gespräche drehen sich um Beruf, Freizeit, Familie und natürlich um die Villa Stützel, einem Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Von der Abrissbirne verschont, lag sie lange Jahre im Dornröschenschlaf. Ein heimliches Schmuckkästchen inmitten einer trostlosen Gewerbeansiedlung. Die glanzvollen Tage wären - wie bei manch anderer prominenter Villa in Aalen - sicherlich für immer vorüber gewesen, wenn nicht Dr. Sandra Röddiger und Dr. Ralf Kurek sich des bemerkenswerten Gebäudes samt Park angenommen hätten. Zwei Jahre lang wurde aufwendig saniert, um der Kultur eine großbürgerliches Ambiente zu geben. In Anlehnung an die Tradition des ausgehenden 19. Jahrhunderts übrigens, als Villen zum Treffpunkt von Künstlern und Kulturfreunden avancierten.

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Musikalischer Salon in der Villa Stützel
Solch ein Salon sollte die Villa Stützel sein. Keine Massenveranstaltung, keine künstlerische Allerweltsbefindlichkeit. Überschaubar, ausgesucht, ausgezeichnet, so die Devise. Ein Nachmittag in der Villa - welch schönes Vergnügen. Den Beweis erbrachten bereits einige Konzerte in der vergangenen Saison. Nun standen Lieder von Liebe, Lust und Leidenschaft im Mittelpunkt. Ein bekanntermaßen vielversprechendes Amüsement, das das Leben erfahrungsgemäß so reizvoll beflügelt. Insbesondere wenn Musik mit ins Spiel kommt, wie etwas später Daniela Wartenberg und Johannes Vogt eloquent belegten. Nicht zuletzt da die beiden Virtuosen auf charmante Weise Alte mit Neuer Musik verbanden, deren Charakter behutsam herausarbeiteten, ohne in den so entstehenden Arrangements die jeweiligen Intentionen in Abrede zu stellen. Im Ergebnis: Kein Verwässern, kein zwanghaftes oder gar gekünsteltes Klangwirrwarr.

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Selbstverständlich aber auch kein chronologisches Abspulen, vielmehr ein wohlgesetztes Miteinander durch höchst abwechslungsreiche Epochen, deren jeweiliger kultureller Ausdruck respektiert wurde. Beredtes Beispiel: Ein 400 Jahre junges Madrigal über die Liebe durfte sich unter dieser Voraussetzung ebenso treu bleiben wie Whitney Houstons "Greatest Love of all". Wobei wohlbemerkt zwei höchst diffizile Barockinstrumente zum Einsatz kamen: Cello (Wartenberg) und Laute (Vogt). Eine Herausforderung angesichts des ausgeprägten Wesensmerkmals beider Instrumente, wegen des warmen und weichen Cellogesangs und wegen der kühlen Transparenz der Laute. Umso erstaunlicher wie elegant, fast liebevoll, die Musici die so ungleichen Klänge miteinander verwoben, ohne heimliche Absicht sie gänzlich zu verschmelzen.

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Lieder ohne Worte
Musikalische Harmonie in Reinform tönte denn auch aus dem ehemaligen "Wintergarten" der einstigen Fabrikantenfamilie Stützel, um in deren großem Salon zu Freude des aufmerksamen Publikums schwebend zu klingen und zu verklingen. Makellose "Lieder ohne Worte", wie auch Mendelsohn-Bartholdys lyrischer Beitrag belegte. Ohne Worte blieb allerdings die Ausnahme, inspirierten doch die meisten Kompositionen zur gedanklichen Rezitation so manch eines berühmten Verses. "Hey Jude" und "Yesterday" ein Muss, überraschender hingegen Beethovens "Zärtliche Liebe", in der es so nett "Ich liebe dich, so wie du mich / Am Abend und am Morgen" heißt.

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Angesichts solch sittsamer Liebe Lust und Leidenschaft, schien das durch die Fenster beobachtbare turtelnde Taubenpärchen wie bestellt. War aber denn doch Natur pur. Heinrich Heines "Auf deinen schneeweißen Busen / Hab’ ich mein Haupt gelegt" hätte dank seiner verbalen Erregungsemphase - die Zensur des 19. Jahrhunderts zwang den Dichter zur Abmilderung - bestens das gefiederte Spiel untermalen können, doch das Musikerduo wählte sich des Maiens wegen Schumanns "Dichterliebe" (ausgewählte Gedichte aus Heines "Lyrischem Intermezzo") und daraus "Im wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen, da ist in meinem Herzen die Liebe aufgegangen."

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Im wunderschönen Monat Mai
Hier spiegelt sich dieses herzergreifendes "Sehnen und Verlangen" (Heine), wie es nur Schumann den Musikern in die Saiten legen konnte und wie es Daniela Wartenberg und Johannes Vogt so empfindsam in melancholisches Hoffen transformierten. Wer spätestens jetzt noch immer nicht "von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" (Friedrich Hollaender)  war, hatte die Intention des musikalischen Nachmittags nicht verstanden. Hausherr Dr. Kurek verstand hingegen sehr wohl, was seinen Gästen noch zum Glücklichsein fehlte, die kulinarische Verführungen. Als Chef de Cuisine sorgte er für angebrachte kleine Gaumenfreuden. Ein Espresso oder Cappuccino - selbstverständlich mit Kaffeebohnen aus der hauseigenen Rösterei -  hernach, dann geht es mit Sehnsuchtsmelodien aus der "West Side Story" weiter. "Here we go again?" Nein! Lieber Ray Charles, irgendwann ist eben auch mal Genug mit Liebe, Lust und Leidenschaft. Ende, Schluss, Aus. Adele darf indes noch ran, mit dem wütenden "Rolling in the deep". Mit Cello und Laute schon fast wieder ein Liebeslied.

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Weiter geht es am 19. Juni (16 - 19 Uhr). Dann steht im Mittelpunkt des "Nachmittags in der Villa" ein musikalisches Rendezvous mit Medea Bindewald (Cembalo) und Nicolette Moonen (Barockvioline). Infos und Karten unter 07361-8166777 oder unter info@villa-stuetzel.de

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