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Die den Tango lieben Empfehlung

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Der argentinische Tango stand im Mittelpunkt des sonntäglichen Konzerts in der Aalener Stadthalle.

Allerdings wollte hier niemand Peter Alexanders "Badewannen Tango" oder gar Rainhard Fendrichs "Tango Korrupti" hören, schließlich bat der Konzertring zum Tanz. Nicht ganz, denn er bat vielmehr zu Musik und Tanz - aufgeführt vom Tango-Quartett "Brisas del  Sur" mit Wolfgang Weniger am Bandoneon, Sarah Marie Immer an der Violine, Lambert Bumiller am Klavier und Wolfgang Fernow am Kontrabass. Auf der Bühne zum Tanz traten Liane Schieferstein und Benedikt Krappmann an, im zweiten Teil gesellte sich Sopranistin Fanie Antonelou hinzu und Aalens Konzertchor wie Projektorchester (Leitung: Katja Trenkler). Schon allein diese Aufzählung belegt, in der Stadthalle treffen sich keine szenetypischen Milonguereos, sondern Musikfreunde, die den Tango in seiner klassischen Form sehen und hören wollen. 

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"Tango emocion", das ist ritualisierte Nähe, Vertrauen, Sehnsucht. Auch ein Quäntchen Dramatik, wie das Duo Schieferstein/Krappmann beweisen. Ihr Tanz zeigt indes, warum Tango Eleganz wie Kult ist. Und das Paar gewährt mit "La Muerte del Ángel" Einblick in Technik und Vielfalt im Ausdruck, den respektvollen Umgang miteinander, ohne das tänzerische Element des Tangos zu vernachlässigen. Allerdings, der erotische Aspekt kommt hierbei etwas zu kurz, steht freilich auch nicht im Vordergrund von Astor Piazzolas "Oblivion", "La Muerte del Ángel" und "Tanti Anni Prima". Zugegebenermaßen eine höchst gefühlsbetonte Musik, der das von Weniger gespielte Bandoneon das unverzichtbare Tangofeeling beschert.

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Wie weit weg dies vom Straßentango ist, zeigt sich in dem vom Quartett in "stiller" Leidenschaft intonierten "Milango del Ángel", einem langsamen, von melancholischem Moll bestimmten Tanz. Ein durchaus auch romantisches Klangerlebnis, das sich in Martin Palmeris "Sobre el verano" fortsetzt. Eine der kleinen Variationen von Vivaldis großer Komposition "Vier Jahreszeiten", der zuvor bereits Piazzolla sein "Los Cuatro Estaciones" abringen konnte und der Palmeri gerademal vor vier Jahren seine Version mit dem Bandoneon im Mittelpunkt hinzufügte. Das Quartett durch Monika Zimmermann (2. Violine), Jonathan Thomas (Viola) und Vjaceslav Kiselev (Violoncello) zum Septett erweitert, liefert eine höchst empathische Musik, sensibel und behutsam gespielt, überaus europäisch klingend und erst vom Bandoneon ins Lateinamerikanische transformiert.  

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Danach steht das bemerkenswerte Projekt des Aalener Konzertchors auf dem Programm, eine Tangomesse. Als spiritueller Tango wäre Palmeris "Misa a Buenos Aires" eigentlich in einer Kirche besser aufgehoben gewesen, lehnt er sich doch an die katholische Messe-Tradition an, was ihm 2013 die Aufführung der "Misa Tango" zu Ehren von Papst Franziskus ermöglichte. Übrigens im Gegensatz zum Komponisten Luis Enriquez Bacalov, der in seiner Misa-Tango-Version eindeutig Christliches vermied, um sie den drei Weltreligionen zugänglich zu machen.
Palmeri hingegen bleibt beim Katholischen, so dass die Vertonung des Textes den Vorgaben der lateinischen Messe folgt. Folgerichtig zeigt sich in der Stadthalle ein eindrucksvolles Bild: der stimmstarke Konzertchor auf der Bühne, davor das Projektorchester mit Wolfgang Weniger am Bandoneon und Lambert Bumiller am Klavier. Von der Seite mit auffallend warmen Sopran in die Szenerie singend: Fanie Antonelou.

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Die "Misa a Buenos Aires" setzt mit delikatem Orchesterspiel ein. Auffallend, wie eng Palmeri die so unterschiedlichen Traditionen von Kirchenmusik und Tango Nuevo, deren jeweiligen Formprinzipien, harmonischen Strukturen und rhythmischen Figuren, miteinander verknüpft. Katja Trenkler versteht es glänzend, ihre Sänger und Musiker elegant durch dieses dichte Geflecht zu führen, um die von Palmeri beabsichtigte Spannung und Ergriffenheit mit dem Beginn des "Kyrie" über das "Sanctus" bis hin zum „Dona nobis pacem“ im "Agnus Die" zur Geltung kommen zu lassen.

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