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Vortreffliches Hörvergnügen Empfehlung

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Drei Dinge braucht Musik: exzellente Komponisten, ebensolche Musiker und einen klangstarken Konzertsaal.

Zusammen kam alles im Oberkochener Zeiss Forum. Schlicht, modern, kühl - so der erste Eindruck. Und mit bemerkenswerter Akustik. Mozarts persönlichste Tonart g-Moll sollte zum Auftakt den Beweis liefern, ein musikalisches Vorspiel, das die Türen zu einer mozarttypischen Ausdruckswelt öffnet. Einer überaus energischen, schon fast trotzigen, die mit einem heftigen Allegro einsetzt, um sich dann im weiteren Verlauf im Unisono aller Instrumente mächtig zu Wort zu melden. Umso überraschender die berührende Anmut des sich anschließenden Andantes, dessen sinnlicher Klangreiz Mozarts Empfindsamkeit widerspiegelt und gleichzeitig einen dramatischen Gegensatz zum Allegro bildet. Danach die Abrundung: ein amüsantes wie voluminöses Rondo.
Dieses vortreffliche Hörvergnügen beschert den vier Künstlern, deren Quartett auf gemeinsamer Lehrtätigkeit an der Musikhochschule Karlsruhe basiert, freundlichen Applaus. Eigentlich wollte das Kammermusikforum Baden-Württemberg bereits im vergangenen Jahr  mit dem Klavierquartett-Abend seine musikalische Saison beenden, wenn nicht Laurent Albrecht Breuninger vom Fahrrad gefallen wäre und sich an der Schulter verletzt hätte. Der Violonist  gewann 1997 beim renommierten Concours Reine Elisabeth den 2. Preis, ein virtuoser Coup, der zuvor noch keinem deutschen Geiger gelungen ist. Als Solist debütierte Laurent Albrecht Breuninger übrigens im Alter von zwölf Jahren mit dem Budapest Chamber Orchestra.

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Der Zweite im Bunde: Johannes Lüthy. Seine Orchesterlaufbahn führte ihn nach Engagements im Orchestre de la Suisse Romande (Genf) und im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg (Solobratscher) auf die Position des ersten Solobratschers im SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.

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Zu den Streichern gesellt sich noch der ungarische Cellist László Fenyö, der unter anderem den Internationalen Pablo Casal Wettbewerb 2004 in Kronberg gewonnen hat, was ihn in die Weltelite der Cellisten beförderte. In den letzten Jahren konzertierte László Fenyö auf so bedeutenden Podien wie dem Concertgebouw Amsterdam und der Wigmore Hall London. Außerdem gastierte er bei verschiedenen Orchestern unter anderem  dem Singapore Symphony Orchestra, Korean Symphony Orchestra, hr-Sinfonieorchester Frankfurt und dem Beethoven Orchester Bonn.

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Am Flügel saß der in Armenien geborene Konzertpianist Ruben Meliksetian, auf dessen Initiative das vor zehn Jahren gegründete Kammermusikforum zurückgeht. Als vielgefragter Pianist ist er häufig quer durch Europa  unterwegs, aber auch in den Ländern der ehemalige Sowjetunion, in Brasilien  und China sowie in den USA.

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Nach Mozarts innovativer Gegenüberstellung  von Klavier- und Streicher in der Verbindung von kammermusikalischen mit konzertanten Ideen, wandte sich das Quartett einem Frühwerk Gustav Mahlers zu, seinem Quartettsatz in a-Moll, der nicht nur Mahlers Genialität belegt, sondern bereits einen ersten Blick auf den kammermusikalischen Stil ermöglicht. Ganz dem Sturm und Drang verschrieben, verzichtet der in düsterem a-Moll versinkende Schluss des Sonatensatzes auf jedwede Konvention, was das sacht zurückhaltende Intermezzo kurz vor Beginn der Reprise so bewegend macht, vergleichbar der höchst exzessiven Violinkadenz unmittelbar vor der Koda. Die überschaubare Komposition führt zum eigentlichen Hauptteil des Konzert und zu, ganz subjektiv gesehen, dessen Höhepunkt:  Johannes Brahms  Klavierquartett g-Moll op. 25. Bei der Uraufführung 1861 in Hamburg saß übrigens Clara Schumann am Flügel. Und noch eine nette Vorbemerkung: Als Brahms seinem ungarischen Freund Joseph Joachim die Partitur mit dem Rondo alla Zingarese übersandte, gestand der Magyar dem Hanseaten neidlos zu, er habe ihm auf seinem eigenen Territorium “eine ganz tüchtige Schlappe versetzt”.

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Bereits beim ersten Satz kann das Quartett im Zeiss Forum seine überaus virtuoses wie harmonisches Zusammenspiel unter Beweis setzen. Ein sorgfältiges  Miteinander, fein abgestimmt, harmonisch, sensibel.  Ganz im Sinne Brahms führen die Musici die Motivvielfalt  vor, entwickeln fortschreitende Variationen, spitzen zu. Besondere Bedeutung kommt dabei  Ruben Meliksetian zu, in dem er den Klavierklang zwar  dominieren lässt, ohne die Streicher zu überdecken. Extreme Energie legen die Musiker in die alles durchdringende Detailarbeit, die für die bemerkenswerte Ausdruckskraft der Komposition sorgt, für düstere Dramatik, sich steigernde Unruhe, drängende Entwicklungen. Erst im "Trio animato" kommt es zur rhythmisch melodischen Beruhigung, um dem "Andante" die Möglichkeit einzuräumen, das Werk im "Rondo alla zingares" enden zu lassen. Dem Musikerquartett eröffnen sich so alle Facetten künstlerischer Interpretation, ob einfühlsam und lyrisch oder ungestüm und aufwühlend. Nach all der komplizierten Dramatik in den vorausgegangenen Sätzen ist es umso erstaunlicher, mit welch formaler wie harmonischer Klarheit Brahms auf das Ende zusteuert, sprich, wie geistvoll er vom mozartschen g-Moll ins g-Moll der Zigeunermusik wechselt.


INFO
Weitere Konzerte des Kammermusikforums Baden-Württemberg (www.kmfbw.de)


Open Air Matinée (Schloss Fachsenfeld, 3. Juli,. 10.30 Uhr)
Carmina Quartett (Schloss Fachsenfeld: 17. September, 20 Uhr)
Maria Elisabeth-Lott und Nargiza Alimova (Schloss Fachsenfeld, 29. Oktober, 20 Uhr)
Friedemann Röhling und Rinko Hama (Schloss Fachsenfeld, 27. November, 19 Uhr)

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