Zwei, die sich gefunden haben Empfehlung
- geschrieben von -uss
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Jessica Rühmann (l.) und Wiebke Bader im Gespräch mit Natascha Euteneier.
Fotos: -uss
„Vom Suchen und Finden“ haben Wiebke Bader und Jessica Rühmann ihre Ausstellung in der Galerie im Rathaus Aalen überschrieben. Diese beiden Künstlerinnen haben sich spürbar gefunden.
Schon beim Eintreten in den großen Galerieraum umfängt einen eine positive Atmosphäre. Ein Traum in der zweiten und dritten Dimension. Einmal wirklich schön bunt und zum andern ganz in Weiß und 230 cm hoch. Dieses angenehme Gefühl vermittelt sich durchgängig. Selbst der „Rainy Day“, der regnerische Tag von Jessica Rühmann, ist nicht wirklich verregnet. Ein guter Ort, um in diesen von Unsicherheit geprägten Zeiten ein wenig kunstvolle Geborgenheit zu finden.
So verwundert es nicht, dass sich Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle bei seiner Begrüßung der Gästeschar „überwältigt von so viel Interesse“ zeigt. Die Kunst, stellt er fest, verwandle das Raumgefüge. Sie verändert den nüchternen Ort, der gleichwohl immer wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt wird. „Gefunden wird, was unbekannt ist“, bezieht sich Steidle auf den Ausstellungstitel. In der Tat sind es viele „Fundsachen“, die den meisten Besucherinnen und Besuchern unbekannt gewesen sein dürften. Die Malerei von Jessica Rühmann ohnehin, weil die meisten der großformatigen farbenfrohen Arbeiten erst in diesem Jahr entstanden sind. Dabei übermalt die selbstständige Grafikerin und Designerin ihre Bilder immer wieder, wie sie im Gespräch mit der Kuratorin Natascha Euteneier erklärt. „Da stecken bis zu zehn andere Bilder drunter“. Doch wann ist so ein Bild fertig? „Ein ganz schwieriger Punkt“, räumt sie ein. Letzten Endes entscheide das Bauchgefühl. Beiden Künstlerinnen ist neben der Natur und organischen Strukturen als verbindendes Grundelement gemeinsam, dass sie spontan arbeiten.

Wiebke Bader beschreibt es am Beispiel der Skulptur „Wolke 5“ so: „Am Anfang der Arbeit stand ein Klumpen Ton.“ Den beginnt sie spielerisch zu formen. Und im Idealfall entsteht aus dem Spiel die Idee, was daraus werden könnte. Was daraus geworden ist, zeigt die Ausstellung mit ihren einmal mehr exquisiten Exponaten. Abstrakt und formschön. Singulär und ineinander verschlungen, wobei die Oberflächen blitzeblank poliert glänzen müssen. Neben drei Bronzen dominiert lackierter Kunststein neben zwei Arbeiten aus Kunstharzverbund. Wie „Der Traum“. Die über zwei Meter hohe Plastik windet sich kapriziös nach oben. Wer mag, kann träumerisch Gehirnwindungen assoziieren. Was optisch wuchtig wirkt, ist tatsächlich leicht zu transportieren.
Jessica Rühmann bewegt sich bei ihren Malstücken mit sichtlicher Freude an ihren malerischen Mitteln zwischen Gegenstand und Abstraktion. Sie konturiert und strukturiert die Farbflächen mit Linien und kräftigen Strichen. Das nimmt den bunten Spielwiesen die sonst mitunter überbordende farbliche Süße. Andererseits kann sie mit Acryl und Kreide auch Bilder in dezenter Farbigkeit mit großem Gestus schaffen wie die „Mittagsruhe (mit Katze)“. Insgesamt tummelt sich die wie Wibke Bader in Aalen lebende Künstlerin „On the Sunny Side“, wie gleich drei Werke betitelt sind. Es lohnt sich also, an trüben Tagen in der Rathausgalerie Zuflucht zu suchen.
Mehr als nur ein begleitender Akzent waren die Musikstücke, die Tobias Bader versiert auf dem Altsaxophon und Carmen Rössler am E-Piano dargeboten haben.
Zur Ausstellung ist ein Buch erschienen, in dem Klaus P. Domberg die Exponate mit pfiffiger Poesie begleitet.
Info: Die Ausstellung ist bis 18. Januar 2026 zu den Öffnungszeiten des Rathauses sowie samstags von 10 bis 13 Uhr und sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Künstlerinnen führen am 20. 11. Um 18 Uhr, am 06.12. um 11.30 Uhr und am 28.12. um 15 Uhr durch ihre Kunstschau.
Wolfgang Nußbaumer
(01.11.2025)