Abschied vom ewigen Eis? Empfehlung
- geschrieben von -uss
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Die beiden Preisträger Maria Hegele und Jasper Lampe sowie Sebastian Copeland (3.v.l.) stellen sich zusammen mit (v.l.) Bruno Seitz, der Pianistin Mar Compte, Dr. Hansjörg Rieger, Landrat Dr. Joachim Bläse und Akademiedirektor Moritz von Woellwarth zum Erinnerungsfoto an einen denkwürdigen Abend.
Fotos: Holger Bewersdorf
Gleich zwei Jubiläen konnten bei den „Begegnungen 2025“ am Donnerstag auf Schloss Kapfenburg gefeiert werden. Zum 20. Mal ist der Trude Eipperle Rieger-Preis verliehen worden; und die nach ihr benannte Stiftung besteht seit 50 Jahren.
Die aktuellen Preisträger sind die Mezzosopranistin Maria Hegele und der Bariton Jasper Lampe. Den Festvortrag hat der Fotograf, Klima- und Polarforscher Sebastian Copeland gehalten.
Copeland hat mit seinen starken Aufnahmen der bedrohten Polarregion auch für das von Landrat Dr. Joachim Bläse angekündigte „Highlight“ der wieder sehr gut besuchten Veranstaltung gesorgt. „Es soll ja noch Dinge außerhalb des Ostalbkreises geben“, hatte er als Vorstand der Stiftung Internationale Musikschulakademie Kulturzentrum Schloss Kapfenburg den Bogen zu Copeland geschlagen.
Doch bevor das Wort und die Aufnahmen das Regiment übernehmen, zeigen Maria Hegele mit der „Mondnacht“ von Robert Schumann und Jasper Lampe mit „Komm, Zigány“ aus Emmerich Kálmáns Operette „Gräfin Mariza“ warum sie mit dem mit jeweils 3000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet worden sind. Zwei große Stimmen und Persönlichkeiten, die nicht nur Stiftungsvorstand Bruno Seitz ins Schwärmen geraten lassen. Akademiedirektor Moritz von Woellwarth bescheinigt der Sängerin in seiner Laudatio emotionale Intelligenz und eine Natürlichkeit, die man nicht erlernen könne. Bei Lampe überzeugt ihn neben seiner hellwachen Präzision die spürbare Spielfreude und die Offenheit für künstlerischen Ausdruck. Von Woellwarth übernimmt von Landrat Bläse ein Miteinander, „das wir gut brauchen können, weil es uns weiterbringt“. Bläse hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und damit auch die Kultur auf der Ostalb Hand in Hand gehen.

Dass die „Begegnungen“ in den Genuss der Aufnahmen des vielfach ausgezeichneten Abenteurers und Umweltaktivisten gekommen sind, ist der Zusammenarbeit mit der Firma Zeiss zu verdanken. Genuss ist in diesem Fall nur die halbe Wahrheit. Denn der 60 Jahre alte Forscher mit französischen, englischen und amerikanischen Wurzeln zeigt auch die Kehrseite. Weil das vermeintlich ewige Eis durch den Klimawandel rapide schwindet, beschleunigt sich die Erderwärmung. Der nackte Boden kann die Sonnenstrahlen nicht mehr reflektieren. Er verdrängt zusätzlich das Eis, wie Copeland mit Aufnahmen von Grönland beängstigend dokumentiert. Dokumente des fahrlässigen Umgangs mit dem Planeten Erde. Umso mehr freut man sich an seinen brillanten Fotos von bizarr geformten Eisbergen. Seit über 25 Jahren unternimmt er Expeditionen in die Arktis. Dabei hat er auf Skiern fast 12 000 Kilometer zurückgelegt.
Zurück aus der Kälte auf die Bühne. Jasper Lampe schmettert den Ohrwurm „O sole mio“ und Maria Hegele kokettiert mit prickelnden Höhen in dem zungenbrecherischen „Carceleras“ von Ruperto Chapi. In dem Duett „Là ci darem la mano“ aus Mozarts „Don Giovanni“ vereinen sie ihr schauspielerisches und stimmliches Können zum sängerischen „Highlight“ des Abends. Was so leicht und scheinbar mühelos daherkommt, verlangt viel Arbeit und Disziplin, merkt Bruno Seitz abschließend an. Er bricht noch eine Lanze für die musische Bildung. „Sie lehrt uns wahrzunehmen.“ Nur wer die Fähigkeit habe, sich berühren zu lassen, könne auch im Dienst der Gemeinschaft handeln.
Im Fruchtkasten warten dann die wieder reich gedeckten Tische zur kulinarischen Nachbereitung.
Wolfgang Nußbaumer
(17.10.2025)