Den Händen auf der Spur Empfehlung
- geschrieben von -uss
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Zwei geöffnete Hände strecken sich einem auf einem Bild entgegen; farbverschmierte Hände. Könnte es eine bessere Einladung geben, noch mehr aus diesen Künstlerinnenhänden entgegenzunehmen?
Man darf diese Arbeit von Jessica Rühmann durchaus als Anregung verstehen, sich täglich mit Kunst auseinanderzusetzen. Als Produzent und als Empfänger. Ohne das betrachtende und hörende Publikum bliebe Kunst verborgen. Kunst, die nicht wahrgenommen wird, findet quasi nicht statt.
Dass sie wie im Falle von Jessica Rühmann und sieben weiteren Kunstschaffenden nicht verborgen bleibt, dafür hat Benedikt Walther mit seiner Kamera gesorgt. Der aus Aalen stammende Fotograf hat neben der schon erwähnten Malerin Wiebke Bader, Alfred Bast, Andreas Böhm, Paul Groll, Heidi Hahn, Klaus Joas und Ines Tartler bei ihrer künstlerischen Arbeit über die Schulter geblickt. Ihn hat interessiert, was in den Kreativen vorgeht, was sie umtreibt, damit sie machen, was sie machen.
Benedikt Walther auf der Suche nach diesem verborgenen Moment. Sein Hauptproblem dabei war, wie er im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Natascha Euteneier bei der Vernissage mit seinen Aufnahmen am Freitagabend in der Galerie im Rathaus Aalen erläutert hat, selbst möglichst unsichtbar zu bleiben.
Keine leichte Aufgabe bei den ganz unterschiedlichen Orten, an denen die Kreativen zugange waren. Im Atelier der Bildhauerin Wiebke Bader hatte er nach gut zwei Stunden im Verborgenen den Moment der Zufriedenheit erreicht, an dem er sich mit seinem digitalen Fotoapparat zurückziehen konnte. Bei anderen musste er einen ganzen Tag investieren.
Benedikt Walther (mit dem Blumenstrauß) im Kreis der Kunstschaffenden: (vlnr) Andreas Böhm, Alfred Bast, Klaus Joas, Jessica Rühmann, Ines Tartler, Heidi Hahn, Wiebke Bader und Paul Groll. Ihnen spenden nicht nur der Leiter des städtischen Kulturamtes Dr. Roland Schurig (l.) und die Ausstellungsmacherin Natascha Euteneier (r.) Beifall.
Was man nun in der Ausstellung en gros und in dem aus der Begegnung mit den Kunstschaffenden entstandenen Buch en detail sehen kann, ist das Resultat seiner Wahrnehmung, „meine Realität“, wie er betont. Eine Wirklichkeit, in der man sich als Betrachterin und Betrachter gerne und gut zurechtfinden kann. Die Aufnahmen, die Benedikt Walther aus seiner digitalen Ausbeute zusammengestellt hat, zeugen zum einen von einem unvoreingenommenen dokumentarischen Blick, zum andern aber auch von einem ausgeprägten Gespür für Atmosphäre. Das macht diese Bilderschau so abwechslungsreich; ganz abgesehen von den unterschiedlichen Situationen. Neben dem Leitmotiv der Hände verdienen die Porträts der Ausgestellten ein besonderes Augenmerk, wie jenes des nachdenklichen „Schwarzkünstlers“ Andreas Böhm.
Mehr über die einzelnen Kunstschaffenden verraten die einfühlsamen Texte von Marcia Rottler in dem zur Ausstellung erschienenen Buch „Der verborgene Moment“.
Zu Beginn hatte der Leiter des städtischen Kulturamts, Dr. Roland Schurig, die „überwältigend große“ Gästeschar begrüßt und die Aufnahmen von Benedikt Walther als „etwas sehr Außergewöhnliches“ gewürdigt. Seinen programmatischen Song „Täglich Kunst“ hat noch der Gitarrist Axel Nagel interpretiert. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Info: Die Ausstellung ist bis 27. April zu den Öffnungszeiten des Rathauses sowie samstags von 10 bis 13 Uhr und sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Finissage am Samstag, 26. April, 18 Uhr.
Wolfgang Nußbaumer
(16.03.2025)