Wer wagt, gewinnt Empfehlung

Paul Groll einmal ganz blumig. Paul Groll einmal ganz blumig. Fotos: -uss

In die Ausstellung „Bilder wagen“ von Paul Groll im Rathaus Neresheim einführend, hat der malende Altphilologe Gerhard Stock zwar den Aufklärer Immanuel Kant bemüht. Sein Kollege hält es jedoch eher mit dem Geheimen Rat von Goethe.

   Denn zwei Seelen wohnen in seiner Brust. Die Auferstehung und der Höllensturz, Gut und Böse; Ambivalenz prägt sein Schaffen. Insofern ist tatsächlich jedes Bild ein Wagnis. Wohin werden ihn Pinsel und Farbe führen? Die Engel nicht zu vergessen, die neben den Händen in seiner Malerei eine ganz wichtige Rolle spielen.

   Ob die Himmelsboten etwas mit Gottesfurcht zu tun haben, oder doch eher aus seiner Welterfahrung geborene Phantasmen sind? Neben ihren Flügeln dürften sie - neben den roten Mündern auf seinen Schwarzweiß-Zeichnungen - über Hände mit drei Fingern verfügen. Ein fester gestischer Topos in seinem Schaffen. Er könnte Jazzfans an den Gitarristen Django Reinhardt erinnern. Dieser hat mit nur drei Fingern seiner linken Hand, die bei einem Wohnwagenbrand verletzt worden ist, einen epochalen Swingstil geachaffen.

   Der Maler und der Zeichner in ihm finden sich auf einem starken Bild zusammen, das die Vertreibung aus dem Paradies zeigt. Der Daumen einer großen Hand weist nach unten. Adam und Eva sind wie bei Max Beckmann mit dicken schwarzen Linien konturiert. Drei vertikal angeordnete Farbflächen in grün, rot und gelb setzen einen Gegenpol. Ein aktueller Kommentar? Groll lächelt; man könne ja an die Ampel in Berlin denken.

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Alt-Landrat Klaus Pavel hat sich einen Blick auf Paul Grolls Ausstellung nicht entgehen lassen.

 

   Es gibt noch einige Aus- und Rückblicke in dieser mit Sinn für den Durchblick (so Gerhard Stock) der Besucherinnen und Besucher gehängten Ausstellung. Bei einigen Bildern muss man nahe herangehen, um im farbfreudigen Flickenteppich die malerischen und narrativen Feinheiten zu entdecken. Ein Gemälde sticht noch heraus. Monumental dieses Paar „Du bist Min, ich bin Din“. Kein Farbfleckenteppich, sondern ein klarer Fall. Wer wagt, gewinnt.

   Zu Beginn hat Bürgermeister Thomas Häfele die Groll-Schau als „krönenden Abschluss“ der Neresheimer Heimattage gewürdigt. Mit zur Bildwelt passenden Liedern, die sie zusammen mit Paul Groll ausgesucht haben haben Karin und Gerhard Ott noch einen wirkungsvollen musikalischen Akzent gesetzt.

   Info: Die Ausstellung ist bis 24. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

Wolfgang Nußbaumer 

(18.10.2024)

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