Balanceakt mit geschwärztem Holz Empfehlung

Armin Göhringer kam zur Vernissage seiner Ausstellung. Armin Göhringer kam zur Vernissage seiner Ausstellung. Fotos: -uss

Eine Grenze der Holzbildhauerei sei nicht in Sicht hat Galerist Cyprian Brenner am Sonntagvormittag bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Armin Göhringer festgestellt. Sieht man dessen Arbeiten, glaubt man Brenner sofort.

   „Balanceakt“ hat der Bildhauer aus dem Schwarzwald, der bei der Vernissage dabei war, diese Schau überschrieben. Das Schwere und das Leichte, das Große und das Kleine, das Kompakte und das Filigrane hat er in ein schwer zu beschreibendes, doch unmittelbar spürbares Gleichgewicht gebracht. Nicht mit Messer, Stechbeitel und Hammer, sondern mit Kettensäge und Bunsenbrenner.

   Das Holz, „ein wunderbares Material“, wie die Kuratorin der Galerie, Maximilliane Umlauf, in ihrer Einführung schwärmt. Und wahrlich wundersam, wie es der renommierte Bildhauer in die für ihn typische geschwärzte Form bringt. Er schafft sie, wie die Rednerin erläutert, aus Platanen, Pappeln und heimischen Harthölzern, um nur einige zu nennen.

   In dem hohen, lichten Ausstellungsraum mit seinen weißen Wänden können die Skulpturen ihre Wirkung perfekt entfalten. Denn das dunkle Holz verlangt förmlich nach Licht, um in eine Wahrnehmungsbalance zu kommen. Als Zeichnungen im Raum, wie die linearen Strukturen assoziieren lassen, aber auch als ungeglättete Kommentare zu einer Zeitenwende, die ins Ungewisse steuert. Hier die Balance zwischen visuellem Eindruck und subjektiver Interpretation zu wahren, ist die Aufgabe, die Göhringer der Betrachterin und dem Betrachter mit auf den Weg gibt. Einige der Gitter erinnern an Bleistege für Glasfenster.

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   Mit wenigen Ausnahmen hat es der Bildhauer nicht so mit Farbe. Außer die Natur hat es dem Stoff mitgegeben wie dem rotbraunen Sequoia-Objekt und der goldfarbenen Platane. Beide stehen in separaten Kojen.

   Im schwarzen Holz sieht man Einkerbungen, Astrückstände, Risse, Schrunden. Für die Kuratorin kommt darin die Prozesshaftigkeit des Schaffens zum Ausdruck.

   Gleiches gilt für die Dellen in dem wie eine Haut anmutenden gepresstem Bütten, das der Künstler reliefartig auf einen tragenden Zaun aus geschwärzten Hölzern aufgetragen hat. Nur konsequent, weil aus Holz Papier hergestellt wird. Insofern ebenfalls prozesshaft mit offenem Ende, um an die einleitende Feststellung des Galeristen zu erinnern.

   Info: Die Ausstellung ist bis 27. Oktober geöffnet; www.galerie-cyprian-brenner.de   

 

Wolfgang Nußbaumer     

(15.09.2024)

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