Kreuz und quer durch die Popgeschichte Empfehlung
- geschrieben von -uss
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„Entourage“ nennt sich die junge Truppe, die im Saal der VR-Bank in Ellwangen den „Sommer in der Stadt“ eröffnet hat. Übersetzt heißt das „Umfassung“, „Einfassung“, auch „Umfeld“.
Das passt gut zu diesem Quintett um den Ellwanger Gitarristen Paulus Ott. Zusammen mit dem Sänger Malte Michalek, Finn Kellner am Schlagzeug, Nils Gerhard am E-Bass und ergänzt mit einem Keyboarder hat er Pop-Songs bis zurück in die 1950er Jahre interpretiert. Nicht eins zu eins, sondern in eigenen intelligenten Arrangements fern jeder Chronologie. Munter geht es unter dem Motto „Don’t worry, be happy“ hin und her durch die Jahrzehnte. Wobei die Band den Ernst des Studentenlebens mit dem musikalischen Spaß verbindet. An der Popakademie in Mannheim müssen sie jetzt am Ende des zweiten Semesters eine Prüfung in Pop-Geschichte ablegen, wie der eloquente Moderator Paulus Ott verrät.
Das Publikum im erstaunlicherweise bei der 27. Eröffnung der sommerlichen Reihe an diesem Ort nicht voll besetzten Saal ist gerne Zeuge dieser „Generalprobe“ und geizt nicht mit Beifall. Der Vorsitzende der Kulturinitiative, Christoph Grohmann, hat sich in seiner Begrüßung zuvor darüber sichtlich gefreut, dass das Credo „von uns, für uns“ nach wie vor gelebt werde.
Mit „Ain’t no sunshine“ von Bill Withers eröffnen die Fünf den musikalischen Reigen. Withers sei einer der wichtigsten SingerSong-Writer des 20. Jahrhunderts erläutert Ott. Malte Michalek zeigt nicht nur bei diesem Song, dass seine Stimmbänder den unterschiedlichsten stilistischen Anforderungen gewachsen sind. Ob „Hit the Road Jack“ von Ray Charles, „Roxanne“ von „The Police” oder “I wish” von Stevie Wonder, um nur einige zu nennen - die Band zeigt sich bestens abgestimmt. Einschließlich ausgedehnter Soli, bei denen vor allem der Gitarrist auf seinem Gerät Wundersames leistet.
Schon vor einigen Jahren hat Paulus bei einer Vernissage im Palais Adelmann im Zusammenspiel mit seinem Vater Paul Ott an den Drums aufhorchen lassen. Jetzt ist er schon ein wahrer Tausendsassa auf den Saiten. Mit wirkungsvollem orchestralem Sound, den er im letzten Stück des Abends entfaltet, einem (noch) namenlosen Jazzstück, wie er lächelnd verrät. Zuvor hat das Quintett noch dem großen Tom Petty und der „immortal Queen“ Chaka Khan gehuldigt, Nils Gerhard für die Soli auf seinem Bass verdienten Applaus eingeheimst und Finn Kellner sich als sicherer rhythmischer Rückhalt bewährt. Das Befinden der Zuhörerinnen und Zuhörer lässt sich nach diesem „Sommer“-Auftakt in einem Titel des Sängers und Gitarristen Dave Mason zusammenfassen: „Feelin‘ Alright“.
Wolfgang Nußbaumer
(06.06.2024)