Der Mythos schützt nicht

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Das muss man sich mal vorstellen. Muss man? Kann man? Soll man? Auch wenn’s schwerfällt, das Virus lässt uns keine Wahl.

   Ob es nun eine Fledermaus gewesen ist, die da Ende 2019 über einen Markt im fernen Wuhan geflattert ist, oder ein fataler Lapsus in einem chinesischen Labor – wir haben jetzt jedenfalls die Bescherung. Covid-19 hält die Welt in Atem. Ziemlich gemein, dieses Ding. Es hat gleich den Arzt ins Jenseits befördert, der es als extremen Krankmacher entdeckt hat. Sehr wandelbar und anpassungsfähig – und hundsgemein, wenn es ihm gelingt, in die Lungen von Menschen vorzudringen. 

   Nicht nur dort sorgt es für Lebensgefahr, es kann offensichtlich im ganzen Organismus für Durcheinander sorgen. Irgendwie ist es als blinder Passagier nach Ischgl gekommen, zum Après-Ski in einer proppenvollen Bar. Und da hat es sich ein bisschen umgesehen und – eingenistet in diversen Atmungsorganen. Allein aus dem Ostalbkreis sollen 24 Busse – offizielle Lesart vier – in dem Winterlustort geparkt haben. Rechnen wir nur mal jeweils 50 Passagiere. Das gibt eine Menge Leute. Abstand halten? Wieso denn? Beim Partymachen?! Dabei hatte man im fernen Island schon einige Zeit zuvor vor der unsichtbaren gelben Gefahr gewarnt. In Österreich wollte man sich die Touristenkohle nicht entgehen lassen und ließ die Warnung Warnung sein. Dann hatten wir den Salat. In Coronaform. Die Pandemie.

    Bürger haltet Abstand. Bürger tragt Masken. Bürger bleibt zuhause. Weil außerhalb der eigenen vier Wände ohnehin nichts mehr stattfindet, das den Weg nach draußen lohnen würde. „Lockdown“ oder „Shutdown“ für alle. Schlimme Geschichte. Für alle, die davon leben, dass sie vor Menschen auftreten dürfen, dass sie welche bewirten dürfen; für die Leute, deren Behausung zum Homeoffice wird. Einschließlich Kinderbetreuung, weil die Kitas zu haben. Da kommt Freude auf.

    Inzwischen können wir Corona zwar wieder entspannter sehen, weil massenhaftes verantwortungsvolles Verhalten und die warmen Temperaturen dem Virus die böse Arbeit erschweren. Die Tönnies-Schweinerei, die den Werkvertragssklaven des Schweinebarons massenhafte Infektionen eingetragen hat, vergessen wir darüber nicht. Dafür hat die Zeit, in der fast alles stillgestanden ist, eine Spezies auf den Plan gerufen, die man nur aus schlechten Romanen zu kennen glaubte. Die Mythenprediger, die „Basisdemokraten“, die Coronaleugner, die Maskengegner, die Verschwörungstheoretiker. Ein ziemlich bunter Haufen, der einem das Stoßgebet über die Lippen treibt: „Oh Herr, schmeiß Hirn ra!“ Tatsächlich finden sie Wissenschaftler, meist emeritiert, und Blogger, die mit der fatalen Wirklichkeit auf dem Kriegsfuß stehen. 

   Wir allerdings vertrauen lieber auf den Virologen Drosten und Co. Dieses Virus hat nichts mit einem Grippekollegen gemeinsam. Deshalb sind die vergleichenden Betrachtungen von Todesfällen allerhöchstens zynisch. Vielleicht sollten die fast panischen Reaktionen in Chinas Hauptstadt auf das Auftreten neuer Erkrankungen oder die rapide steigende Zahl der Toten in den USA zu denken geben. Wo der Präsident ohne Maske vor seinen offensichtlich ebenso bescheuerten Anhängern Wahlkampf macht. Statt zu erkennen, dass man dieser weltweiten Bedrohung nur durch gemeinsames weltweites Handeln wirksam begegnen kann. Zumindest bis ein wirksamer Impfstoff die Menschen schützen kann.

    Vor Mitte nächsten Jahres ist kaum damit zu rechnen. Aber Vorsicht; die Bill Gates Stiftung soll dessen Entwicklung mit einigen Millionen Dollar fördern. Ausgerechnet. Wo der superreiche Ami doch nur im Schilde führt, was ihm selbst nützt. Sagen die Corona-Mythologen. Ohnehin stecken für sie Regierungen – ob Land oder Bund - unter einer Decke, um mit der Angst vor dem Virus bürgerferne Politik zu machen. Grundgesetz aushöhlen, Bürgerrechte mit Füßen treten und so. Wer da nicht die Maske fallen lässt und gegen „die da oben“ protestiert, dem ist ohnehin nicht zu helfen.

    Wir lassen lieber die Maske auf und fragen uns, wie linke und rechte Radikale mit dem Ball umgehen, den ihnen diejenigen zuspielen, die ihre Freiheitsrechte so massiv gefährdet sehen. Vor allem, wenn im Herbst mit Sicherheit die zweite Welle die Coronabetten in den Kliniken füllen wird. Aber die Mythologen schützt ja ihr Mythos. Wetten würde ich darauf allerdings nicht! 

 

Wolfgang Nußbaumer      

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