Die Schöne wachgeküsst Empfehlung

Alicia Amatriain tanzt die Titelrolle im Ballett  "Die Kameliendame", Sie macht indes auch im Sitzen eine gute Figur. Alicia Amatriain tanzt die Titelrolle im Ballett "Die Kameliendame", Sie macht indes auch im Sitzen eine gute Figur. Foto: Stuttgarter Ballett
Von wegen Dornröschenschlaf. John Neumeiers Ballett "Kameliendame" hat international Karriere gemacht. Jetzt hat Intendant Tamas Detrich die Schöne in Stuttgart wieder wachgeküsst.
   Die Primaballerinas von einst und jetzt lagen sich in den Armen. Marcia Haydée und Alicia Amatriain freuten sich gemeinsam über die fantastische Aufführung. 
 
   Grandios war die Wiederaufnahme der „Kameliendame“ nach einem 40jährigen Dornröschenschlaf in der Stuttgarter Oper. Das Premierenpublikum applaudierte dem Ensemble enthusiastisch. Die Begeisterung stand wohl der der Uraufführung in nichts nach - beinahe szenenlang.  Für die unsterbliche Marcia Haydée hatte John Neumeier den Stoff von Alexandre Dumas d. J. als Ballett choreographiert. John Neumeiers genialer Inszenierung liegt ein weiterer Geniestreich zugrunde. Er hatte Chopins Klavierkonzerte für sein Handlungsballett instrumentalisiert. Der romantisch-lyrische Charakter seiner Kompositionen mit subtiler Rhythmik und modulationsreicher Harmonik wirkte wie eine eigens für die Ballettchoreographie geschriebene Musik. Kleinere Werke waren dramatisch wirkungsvoll zusammengestellt. Die virtuose Chopin-Musik teilten sich vier Pianisten untereinander auf. 
   Die Kostüme der Tänzer von Jürgen Rose ließen das Auge in Farbe und Stil  schwelgen. Die Kleider zeigten auf dem herzoglichen Landgut eine sommerlich-ländliche Note. In der Hauptstadt Paris herrschte der mondäne Charme vor. Das Bühnenbild hingegen kontrastierte mit eher sparsamer Ausstattung, die die Kostüme umso wirkungsvoller zur Geltung brachte. Der inzwischen 81jährige Rose saß übrigens mit der gleichaltrigen Marcia Haydée im Publikum. 
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Die "Kameliendame" Alicia Amatriain und Friedemann Vogel als ihr Liebhaber Armand.
 
   Die Solisten Alicia Amatriain als Kameliendame Marguerite und Friedemann Vogel als ihr Liebhaber Armand Duval begeisterten das Publikum. Das Corps de ballet tanzte sich in die Herzen der Zuschauer. Genial wie die literarische Vorlage dramaturgisch als Rahmenhandlung mit Rückblenden erzählt wurde. In den Räumen der jung an Tuberkulose verstorbenen Kameliendame findet eine Auktion statt. Monsieur Duval, der Vater des jugendlichen Armand alias Jason Reilly, ist anwesend. Sein Sohn stürmt herein und bricht von Schmerz überwältigt zusammen. So erfährt der Vater nach und nach die tragische Liebesgeschichte des Sohnes. 
   Kennengelernt hatten sich Marguerite und Armand in einer Theatervorstellung. Als Spiel im Spiel treten Hyo-Jung Kang als Manon und Roman Novitzky als Liebhaber Des Grieux im Ballett Manon Lescaut auf. Gespiegelt wird in der Doppelung die Geschichte von Marguerite und Armand. Beide sind betroffen von der tragischen Liebesgeschichte. Eine Vorahnung auf ihre eigene amour foux verfolgt die beiden Hauptdarsteller. 
   Der verzweifelt unglücklich liebende Armand erfährt aus dem Tagebuch der toten Geliebten, warum sie ihn verlassen hat. Interveniert hatte sein Vater und sich das Versprechen geben lassen, dass die Ehre der Familie Duval nicht durch diese unziemliche Liaison in den Schmutz gezogen würde. 
   Noch eine kleine Notiz am Rande: George Bailey, der bereits in der Uraufführung eine Statistenrolle als Helfer des Auktionators ausgeübt hatte, war in der gleichen Rolle wieder auf der Bühne. Der Pianist war von John Cranko als Korrepetitor nach Stuttgart geholt worden. 41 Jahre lang begleitete der dunkelhäutige Amerikaner die Ballettproben, bis er sich 2013 mit 69 Jahren in den Ruhestand verabschiedete.
 
Info: Weitere Aufführungen 13../19./21. Februar; 27.April; 25./26. Juli

 Helga Widmaier

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