Raumklang im Klangraum Empfehlung

Vier Stimmen im Einklang in der Johanniskirche Schwäbisch Gmünd. Vier Stimmen im Einklang in der Johanniskirche Schwäbisch Gmünd. Foto: Hientzsch

Was könnte das sein? Raumklang im Klangraum mit kluger Lichtregie? Einblicke in die Schönheit mit dem Männerquartett „New York Polyphony“. Das EKM-Konzert mit einem Weltklasseensemble in der wundervollen Johanniskirche.

   Die vier Sänger bieten nicht nur Vokalmusik der Renaissance. In ihrem Programm finden sich neben dem Deutschen Anton Bruckner Kompositionen des Iren Michael McGlynn, der Amerikaner Paul Manz und Paul Moravec und des amerikanischen Quintetts „The Revelers“.  Sie waren, wie im Programmheft zu lesen ist, seit den 1930er Jahren in Vergessenheit geraten. Die bereits zweimal für den „Grammy“ nominierten New Yorker bewähren sich auch als Schatzsucher auf dem Feld vergessener Kompositionen.

   Wie die acht Briten von „VOCES8“ in der Wallfahrtskirche Unterkochen zwei Wochen zuvor eröffnen sie ihr Programm mit dem Meister des Schönklangs William Byrd. Makellose Kirchenmusik Kyrie und Gloria aus der „Mass for four voices“. Eigentlich möchte man über die Byrd-Interpretationen und all die andern gar nicht schreiben, weil einem die Worte zu dürftig vorkommen, um sie adäquat zu fassen. Nach dem Byrd und den einzelnen Teilen des ebenso klangschönen „Officium de Cruce“ des franko-flämischen Renaissancekomponisten Loyset Compère traut sich auch niemand zu klatschen, um die Aura des erlebten Wunderbaren nicht zu behelligen.

   Die Musik ist das Eine, die Interpreten das Andere. Erster unter Gleichen ist der Countertenor Geoffrey Williams. Er gibt im Wortsinn den Ton an - mit einer kleinen Mundharmonika. Mit seinem hohen Timbre ist der stattliche Bartträger zwar nicht dominant, aber dennoch überragend. Diese mühelose Leichtigkeit in seiner hohen Lage, findet sich indes ebenfalls bei den beiden Tenören Steven Caldicott Wilson und Andrew Fuchs sowie dem Bass-Bariton Craig Phillips. Er hat auch die „Revelers“-Titel neu arrangiert.

   „O pia virgo“ (O heilige Jungfrau) hat McGlynn dem Quartett als Auftragsarbeit auf den Leib geschrieben. Mehr Zusammenklang geht nicht. Die Advent-Motette „E’en so, Lord Jesus, quickly come“ ist die bekannteste Choralkomposition von Paul Manz, sehr harmonisch, von kirchenliedhafter Gläubigkeit.

   Irving Berlins „Don’t wait too long“ singen die Vier mit feinem Schalk; dann ein zu Herzen gehendes Liebeslied „I never knew“ von Ted Fio Rito und die beiden innigen abendlichen Hymnen „Abide with me“ (Bleibe bei mir!) von William Henry Monk und das kurze „When evening’s twilight“ (Wenn die Abenddämmerung) von John Liptrot Hatton. Eine Zugabe kann sich das Publikum noch erklatschen.

 

Wolfgang Nußbaumer

(06.08.2023)    

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